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Nr. 12, Dezember 2003
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Inkubator und Seismograf

 

Berlin hat eine große Techniktradition. Ich nenne nur den Namen Siemens - stellvertretend für viele andere Ingenieurwissenschaftler und Firmen. Technische Spitzenleistungen haben Deutschland zu einer führenden Industrienation gemacht. Technikbegeisterung hat sich heute vielfach in Skepsis gegenüber Wissenschaft verwandelt. Die gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit können nicht allein durch Politik gelöst werden. Innovationen in vielen Bereichen sind erforderlich, ganz besonders auch auf Feldern, wie sie typischerweise an Technischen Universitäten vertreten sind. Eine Hauptstadt braucht eine TU: als Inkubator, Seismograf und Verstärker für sich entwickelnde neue Technologien, als Motor für nachhaltiges Wachstum, als soliden politischen Ratgeber für das Machbare und als Ausbildungsstandort für die zukünftige Führungselite. Insbesondere der qualifizierte politische Dialog in einer Hauptstadt braucht den Beitrag von Technikwissenschaftlern, die ihr fachliches Wissen in aktuelle Debatten einbringen.

Prof. Dr. Martin Grötschel
Konrad-Zuse-Zentrum für Informationstechnik
Berlin (ZIB), Technische Universität Berlin

Finanzmittel umschichten

 

"Für augenblickliche Gewinne verkaufe ich die Zukunft nicht!", sagte schon 1879, im Gründungsjahr der TH Charlottenburg, ein gewisser Werner von Siemens. Wenn Siemens in Berlin eine Zukunft haben soll, darf an der Ausbildung von Ingenieuren, Naturwissenschaftlern und Mathematikern an der TU Berlin nicht gespart werden - im Gegenteil! Unsere Kompetenz erhalten wir nur, wenn wir im weltweiten Vergleich "Spitze" sind! Wer tut nun was bis wann, damit dieses Ziel umgehend angesteuert und erreicht wird? Wer jetzt die Anzahl von Ingenieuren reduziert, gefährdet unsere Zukunft, schafft neue Arbeitslose!! Das gilt insbesondere für den Ingenieurnachwuchs! An den drei Universitäten Berlins beträgt das Verhältnis von Ingenieuren zu Nichtingenieuren 1:12. Wir brauchen mehr international wettbewerbsfähige Produkte, die in Deutschland hergestellt werden. Ohne Konstrukteure und Fertigungsingenieure in genügender Anzahl haben "Nichtingenieure" keine Zukunft. Wer irgendwie das Studienfach wechseln kann, sollte das jetzt tun. Der Senat muss die Finanzmittel umschichten - bei den Nichtingenieuren überproportional kürzen!

Dipl.-Ing. Hans Lüttgert,
Generalbevollmächtigter Direktor der
Siemens AG i.R., Senator E.h.

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