Wie Berlin sich am eigenen Schopf aus dem Sumpf zog
Altpräsident Jürgen Starnick erinnert sich an die
Gründerzeit
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Jürgen
Starnick erhielt am 5. 12. unter anderem für sein Engagement
bei der Gründung des BIG das Verdienstkreuz 1. Klasse des
Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland |
Gute Ideen zu entwickeln reicht nicht, man muss sie auch umsetzen!
So könnte man Jürgen Starnick verstehen, wenn er über
das Berliner Innovations- und GründerZentrum in Wedding (BIG)
spricht. Der damalige TU-Präsident war Ende der 70er Jahre
angetreten, die Universität wieder ins öffentliche Leben
zurückzuführen, nachdem sich die Hochschulen abgeschottet
hatten. Er setzte den noch jungen Technologietransfer auf seine
Prioritätenliste. "Wir sind pragmatisch vorgegangen. Zunächst
richteten wir eine Transferstelle ein, die Kooperationen der TU
Berlin mit kleinen und mittleren Firmen in Berlin betreuen sollte,
vermittelten Diplomarbeiten und halfen bei Entwicklungsarbeiten."
Ein weiterer Aspekt kam hinzu: "Zu Beginn meiner Amtszeit frischte
ich unsere Beziehungen zum Massachusetts Institute of Technology
(MIT) wieder auf." In Boston und Umgebung zeigte sich, wie
eine Universität auf eine Region einwirken kann. Das MIT war
ein Wirtschaftsmotor für einen Standort, dessen "alte"
Industrie weggebrochen war. Spin-offs des MIT wie Xerox und andere
haben die Region wiederbelebt.
So war es bald erklärtes Ziel der TU Berlin, auch Gründer
zu unterstützen. "Mit unseren Ideen gingen wir zu den
Berliner Politikern. Der damalige Wirtschaftssenator Elmar Pieroth
nahm unsere Anregungen auf." Kurz zuvor hatte die AEG ihren
Berliner Standort stark dezimiert. Der TU Berlin wurde das Gelände
zur Nutzung übereignet. "Damit bekamen wir nicht nur Platz
für die Forschung, sondern auch für Spin-offs, die aus
der Forschung heraus in unseren Instituten entstanden. Technologien
und Produkte für den Markt waren vorhanden, doch fehlten Büroservice,
Infrastruktur und Betriebsmanagement. Mit der BIG-Eröffnung
1983 konnte dieser Service geboten werden. Das Zentrum wirkte so
als Inkubator für noch etwas schwache 'Neugeborene'. Als Ergänzung
wurden Spin-off-Seminare für Wissenschaftler angeboten. Wir
wollten nicht nur gut qualifizierte Arbeitnehmer ausbilden, sondern
auch fähige Unternehmer", unterstreicht Jürgen Starnick.
Die Resonanz war groß. Nationale und internationale Medien
berichteten. "Das BIG erwies sich als ein Rezept, wie Berlin
sich wirtschaftlich am eigenen Schopfe aus dem Sumpf ziehen konnten",
erinnert sich Starnick, "und außerdem zeigten wir, dass
eine Universität mehr ist als nur eine Wissenschafts- und Lehreinrichtung."
Mit dem BIG als Initialzündung begann eine neue Gründerzeit
nicht nur für Berlin und die TU.
Stefanie Terp
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