Tarifverträge abgeschlossen: Kollektiver Schutz - weniger
Arbeit - weniger Geld
Nach über dreimonatigem zähem Ringen wurde am 20. November
ein Tarifvertrag für die rund 20000 Beschäftigten der
Berliner Hochschulen paraphiert. "Den Hochschul-Beschäftigten
im Land Berlin werden mit dem Tarifvertrag erhebliche Belastungen
zugemutet. Immerhin gibt der Tarifvertrag den Beschäftigten
einen kollektiven Schutz und berücksichtigt in zahlreichen
Punkten die Besonderheiten des Hochschulbetriebes", verkündete
die Gewerkschaftsseite.
Die wichtigsten Regelungen:
- Betriebsbedingte Kündigungen sind bis zum 31. 12. 2009
ausgeschlossen.
- Vollständige Übernahme der bundesweiten Tariferhöhungen
zum 1. 1. 2004 (3,4 Prozent Erhöhung plus 1 Prozent ab 1.
5. 2004).
- Zum Ausgleich für das Jahr 2003 werden dreimal 150 Euro
ausgezahlt (Januar, Februar, März 2004).
- Gleichzeitig gibt es eine Absenkung von Vergütung und
Arbeitszeit im Verhältnis 1:1, jeweils um acht, zehn oder
zwölf Prozent entsprechend der Vergütungsgruppe.
- Die Wochenarbeitszeit beträgt einheitlich 37 Stunden.
Für die verbleibende Differenz wird ein Arbeitszeitkonto
geführt. Damit ergeben sich rund 17 zusätzliche freie
Tage pro Jahr.
- Der Arbeitgeber kann zwischen vier und sieben Tage davon als
arbeitsfrei festlegen.
- Die Absenkungen der Arbeitszeit und des Entgelts gelten nicht
für Teilzeitbeschäftigte.
- Die Hochschulen verpflichten sich, Beschäftigten mit einer
Lehrverpflichtung von 16 bis 22 Stunden eine entsprechende Absenkung
ihrer Lehrverpflichtung zu gewähren.
- Ab 2010 sollen auch die Hochschulbeschäftigten wieder
zur vollen Arbeitszeit zurückkehren, bei vollem Gehalt, einschließlich
aller Tarifsteigerungen.
"Den Hochschulen ist der Abschluss des Tarifvertrages nicht
leicht gefallen", sagt Dr. Barbara Obst-Hantel, Leiterin der
Personalabteilung der TU Berlin. "Der Tausch Freizeit gegen
Geld wird an den im nationalen und internationalen Wettbewerb stehenden
Hochschulen große Umsetzungsprobleme mit sich bringen."
Außer der TU Berlin haben diesen Vertrag die Fachhochschulen
(Ausnahme FHTW, die im Arbeitgeberverband blieb) und die UdK paraphiert.
Er bedarf noch der Zustimmung durch die Kuratorien. Die Freie Universität
überlegt noch, ob sie nachträglich paraphiert. Die Humboldt-Universität
will eigene Verhandlungen führen.
Unzufrieden sind besonders die Nachwuchsgruppen, zwölf an
der Zahl, die sich als Aushängeschilder der TU Berlin sehen.
Sie sind an bewilligte Projektanträge und Vorgaben der Geldgeber
gebunden, mit denen Inhalt und Umfang der Arbeit fest vereinbart
sind. "Wir werden in Zukunft noch mehr unbezahlte Arbeit machen",
sagt Dr. Petra Klumb, die eine Nachwuchsgruppe der VolkswagenStiftung
leitet. "Das ist ein unnötiger Attraktivitätsverlust
für zukünftige Nachwuchsgruppen."
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