Allround-Talente mit guten Chancen
TU intern-Interview mit Prof. Dr.-Ing. Helmut Baumgarten zum
Wirtschaftsingenieurwesen
Every Bosses Darling - so titelte jüngst das Karrieremagazin
des Handelsblatts. Als Wanderer zwischen Management und Technologie
stehen Wirtschaftsingenieure nach wie vor hoch im Kurs bei Unternehmen.
Damit dies so bleibt, ist an der TU Berlin die Gemeinsame Kommission
für das Studium im Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen (kurz
GKWi) unter Leitung von Prof. Dr.-Ing. Helmut Baumgarten tätig.
Zudem unterstützt die Gesellschaft von Freunden der TU Berlin
e.V. den Aufbau von Profil bildenden Studiengängen. Die Wirtschaftsingenieure
gehen dabei voran.
Warum
haben Wirtschaftsingenieure auch in Zeiten konjunktureller Schwäche
im Vergleich zu anderen Absolventen bessere Chancen?
Wer Wirtschaftsingenieurwesen studiert, möchte sich mit der
Integration von Management und Technologie beschäftigen und
liegt hiermit im Trend der Zeit. Heute gilt es, Prozesse zu optimieren
und Netzwerke zu gestalten. Wirtschaftsingenieure besitzen hier
den Blick für das Ganze. Ihnen wird der notwendige Esprit,
der "Drive", zugesprochen.
Bereits im Studium sind Spitzenleistungen bei Zielorientierung,
Belastbarkeit und Teamfähigkeit gefordert. Eigeninitiative
und interdisziplinäres Denken - all dies sind heute in Unternehmen
gefragte Fähigkeiten, wie unsere Studie "Wirtschaftsingenieurwesen
in Ausbildung und Praxis" vom November 2003 zeigt. Neben der
ingenieur- und wirtschaftswissenschaftlichen sowie informationstechnischen
Fachkompetenz verfügen sie vor allem über Methodenkompetenz
und die "Lizenz zum Führen".
Der Einstieg ins Berufsleben gelingt trotz angespannter Wirtschaftslage
schnell: Flexibilität, vielfältige Einsatzfelder und die
praxisnahe Ausbildung machen dies möglich. Über 80 Prozent
der befragten Unternehmen setzen Absolventen deshalb direkt "on
the job" ein, deren Aufstiegschancen 70 Prozent der Unternehmen
als gut bis sehr gut einschätzen.
Erfüllen
die Absolventen der TU Berlin die Anforderungen des Marktes?
Die TU Berlin gehört zu den drei Top-Universitäten, die
Wirtschaftsingenieure im Simultanstudium ausbilden. Durch unser
praxisorientiertes Ausbildungskonzept in den Studienrichtungen Maschinenwesen,
Informations- und Kommunikationssysteme sowie Elektrotechnik wird
den unternehmensseitig am stärksten nachgefragten Vertiefungen
entsprochen.
Ein stärkeres Engagement ist hingegen in Bezug auf die Internationalität
der Ausbildung erforderlich. Heute lehren nur ein Fünftel der
am Wirtschaftsingenieurwesen beteiligten Fachgebiete auch in Englisch.
Die Schaffung eines einheitlichen Hochschulraums steht zudem europaweit
erst am Anfang. Deshalb modularisieren wir den Studiengang und führen
das europäische Kreditpunktesystem ein. Die GKWi baut darüber
hinaus die internationale Studienrichtung "Management of Technology"
auf, die zu einem Großteil aus Auslandsstudium und -praktika
besteht.
Wie geht der Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen mit den Sparmaßnahmen
an der TU Berlin um?
Um sich aus dem momentanen Spartrauma zu befreien, bedarf es alternativer
Finanzierungskonzepte. Honorar- und Stiftungsprofessuren sind hier
ein geeigneter Ansatzpunkt zur Kostendämpfung unter Aufrechterhaltung
der Qualität und Attraktivität in der Lehre. Beispielhafte
Ansätze sind hierfür die Honorarprofessuren am Institut
für Technologie und Management und die weitere Beteiligung
von Experten aus der Wirtschaft an der Lehre. Seit 1998 kooperiert
die TU Berlin mit Bertelsmann, DaimlerChrysler, Hochtief und Siemens
im Center für Wandel- und
Wissensmanagement. Auch das Weiterbildungsangebot
für Fach- und Führungskräfte bis hin zum zertifizierten
MBA-Programm muss zukunftsorientiert und schnell ausgebaut werden,
um es nicht den Privat-Institutionen zu überlassen.
Sehen Sie Möglichkeiten, das Ausbildungskonzept des Wirtschaftsingenieurs
weiter zu entwickeln und für andere Studiengänge der TU
Berlin zu nutzen?
Ja. Genau aus diesem Grund wurde von der Gesellschaft von Freunden
der TU Berlin eine Projektinitiative ins Leben gerufen. Mit Unterstützung
aus der Wirtschaft wird ein Konzept erstellt, das die Spitzenstellung
des Studiengangs in der deutschen Wirtschaftsingenieurausbildung
sichert und ausbaut. Die von der GKWi bereits durchgeführte
Evaluierung unter Professoren, Wissenschaftlichen Mitarbeitern,
Alumni und Studierenden zeigt bestehende Stärken und Schwächen
des Studiengangs. Auf dieser Basis soll die Steigerung seiner Wettbewerbsfähigkeit
erreicht werden.
Zudem soll herausgearbeitet werden, wie die Erfolgsfaktoren des
Profil bildenden Studiengangs Wirtschaftsingenieurwesen auf andere
Studiengänge übertragen werden können. Ziel ist es,
die weitere Verbesserung von Studium und Verwaltung an der TU Berlin
zügig zu erreichen.
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