So rollt die Bahn richtig
Ausgezogen, um Verkehrssysteme Deutschlands und der Schweiz
zu vergleichen
|
Gut behelmt auf Bahn-Besichtigungstour |
Es gibt Bahnstrategien mit Zukunft. Davon überzeugten sich
20 Studierende der Fahrzeugtechnik und Verkehrsplanung im Juli während
einer eindrucksvollen Exkursion des Fachgebiets
Schienenfahrzeuge in die Schweiz. Deutsche Bahn und Schweizerische
Bundesbahn (SBB) hatten die Reise mit Freifahrkarten gesponsert.
Das von Professor Markus Hecht und Dipl.-Ing. Roland Jürgens
geplante Schweizprogramm umfasste die wesentlichen Bereiche wie
Instandhaltungswerke, Rangierbahnhof und Zugleitzentralen, die Privatbahn
Montreux-Oberland Bernois, die Joseph Meyer Wagon AG, einen Forschungspartner
des Fachgebiets sowie die Baustelle des Gotthardbasistunnels. Vorträge
und Diskussionen gewährten tiefe Einblicke in Betriebsführung
und -strategie der Gastgeber.
Die kundenorientierte Geschäftspolitik der SBB Cargo dürfte
maßgeblich dazu beitragen, dass die Schweiz heute 76 Prozent
Bahnanteil am Alpentransitverkehr und 34 Prozent am Modal Split
aufweist. Sie favorisiert flächendeckenden Schienengüterverkehr
vor einem Engagement auf der Straße, wie die DB es eingeht.
Flächendeckende ä2-Wellen-Bedienung", spezielle Kundennetze,
Ganzzugsangebote, ein hochwertiges 12-Stunden-Takt-Netz und die
Gründung von internationalen Tochterfirmen sind essenzielle
Strategiebestandteile. Insbesondere der Bau von 1500 Meter langen
Güterzügen, ein langfristiges Ziel, bedarf besserer internationaler
Kooperation - vorerst also "Zukunftsmusik". Während
Deutschland das neue Zugleitsystem European Train Control System
auf einer Versuchsstrecke testet, wird in der Schweiz der Praxistest
auf einer 35 Kilometer langen, kommerziell betriebenen ETCS-Pilotstrecke
gemacht. Auch der Personenverkehr erfreut sich dank eines einfachen
Preissystems und hoher Zuverlässigkeit eines großen Zuspruchs.
Fast ein Drittel aller Schweizer besitzen Abonnements. Mit Stolz
wurde uns mitgeteilt, dass weniger als zwei Prozent der Verbindungen
mehr als vier Minuten Verspätung hätten, was unsere persönlichen
Erfahrungen bestätigen konnten. Geworben wird nicht mit geringen
Fahrzeiten, sondern mit kurzen Anschlusszeiten durch ein ausgeklügeltes
Knotensystem. Schon jetzt werden einige Hauptverbindungen im Halbstundentakt
bedient. Ziel ist die "S-Bahn Schweiz" - ein Viertelstundentakt
zwischen den Schweizer Zentren.
cand. Ing. Jutta Dohrmann,
Fachgebiet Schienenfahrzeuge
Tel.: 314-7 98 07
|
|