Buchtipp: Jenseits von Duden
Ein
breites Publikum konnte Matthias Koeppel in der TU Berlin während
der "Langen Nacht der Wissenschaften" im Juni erleben,
wo er den erstaunten Hörern Gedichte in der von ihm erdachten
Kunstsprache "Starckdeutsch" vortrug. Nun legt er eine
Sammlung von Wortschöpfungen und neuen Begriffsbildungen vor
- gefunden in journalistischen, amtlichen und wissenschaftlichen
Texten -, die im Duden keinen Eingang gefunden haben, die aber als
"Neuschwachhochdeutsch" durchaus ihre Würdigung erfahren
müssen, wie Koeppel findet. Immerhin breitet sich so manche
Absurdität im Kommunikationsdschungel unserer Zeit grassierend
aus, vernebelt den Sinn und gibt zudem des Öfteren Anlass zu
Heiterkeit: "megahumoristisch" auf Neuschwachhochdeutsch.
Manche werden sicher mit "Abscheurhetorik" reagieren.
Aber auch sie werden schwerlich erklären können, welche
Farbe sich der Leser unter "amulettrot" vorstellen darf,
welche Regeln er der "Bedürfnisgewerbeordnung" entnehmen
kann, wie eine Straße mit neuer "Bespurung" aussieht
und was, in aller Welt, der Mensch von einer "Bemühungszusage"
hat. Die Lösung der rätselhaften Wortgebilde sucht der
ehemalige TU-Professor Koeppel in zum Teil farbigen, neokubistischen
Selbstporträts mit illustrativem Bezug zu den Schöpfungen.
Beides, Wörter und Bilder, gibt Anlass, auch einmal den eigenen
Sprachgebrauch zu überdenken. In der Ausstellung "Die
Rückkehr des schwarzen Quadrats" werden die abstrakten
Bilder erstmalig gezeigt.
pp
Matthias Koeppel, Jenseits von Duden, Ein interaktives Wörterbuch
der neuschwachhochdeutschen Sprache, libelli-Verlag 2003, ISBN 3-936744-06-8,
12 Euro
Ausstellung: Bis 29. November 2003
jeden Samstag 15 bis 18 Uhr im Laden-Atelier SMK, Wittelsbacherstraße
28, 10707 Berlin |
|
|