Unfallfrei auf dem Datenhighway
"Medien-Domino" will Eltern und Kindern helfen, Medien
richtig zu nutzen
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In der Eltern-Kinder-Medienwerkstatt
an der Fritz-Karsen-Schule wurden Erfahrungen gesammelt, die
dem "Medien-Domino" zugrunde liegen |
Ist Lara Croft eine CNN-Reporterin aus Paris, kommt sie aus
Kanada und schreibt Romane oder ist sie Hauptdarstellerin im Computerspiel
"Tomb Raider"? Eine Frage aus dem "Medien-Domino",
das an der TU Berlin entwickelt wurde, um Eltern und Kinder gemeinsam
über ihr Medienkonsumverhalten nachdenken zu lassen. Fernsehen,
Computerspiele, Spielkonsolen und Internet stehlen Kindern heute
Zeit, verharmlosen oder verherrlichen gar Gewalt, doch sie sind
auch pädagogisch und informationstechnisch wertvoll und hilfreich.
Längst ist erkannt: Auf die richtige Nutzung kommt es an.
"Medien machen Spaß! Und so soll es auch bleiben",
sagt Prof. Dr. Wilfried Hendricks, Erziehungswissenschaftler der
TU Berlin, selbst Vater dreier Kinder und Direktor am Institut
für Bildung in der Informationsgesellschaft e.V. (IBI),
einem TU-An-Institut, das das Medien-Domino entwickelt hat.
Das Spiel ist wichtiger Bestandteil der Kampagne "Schau hin!",
die das Bundesfamilienministerium mit Partnern aus der Wirtschaft
und der TU Berlin im Sommer startete. Zielgruppe sind Eltern von
3-14-Jährigen, aber auch Kindergarten und Schule. Dabei werden
bewusst Mittel der Massenkommunikation genutzt. So soll der gemeinsamen
Mediennutzung der Kinder mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden.
"Meist sind die Eltern am aufgeschlossensten, die den Medienkonsum
ihrer Kinder ohnehin beobachten. Wir wollen aber mit dem Domino
auch die bildungsfernen Schichten erreichen, das jetzt an Schulen
verteilt werden soll", erzählt Andrea Grote, wissenschaftliche
Mitarbeiterin am IBI. Entscheidend für den Erfolg der Aktion
sei nämlich, dass Eltern und Kinder Medien gemeinsam nutzen
lernen, Fragen gemeinsam klären. Die Eltern sollen verstehen,
warum ihre Kinder Medien in einer bestimmten Weise nutzen, und auch
ihr eigenes Medienverhalten beobachten. Kinder lernen durch Hinschauen
und Nachahmen. Im Vorfeld der Entwicklung hat das IBI zusammen mit
der Berliner Fritz-Karsen-Gesamtschule ein Pilotprojekt durchgeführt,
eine "Eltern-Kinder-Medienwerkstatt". Beteiligt waren
100 Schüler der 5. und 9. Klassen. Sie erarbeiteten gemeinsam
mit ihren Eltern Fragen an Medienexperten. Daraus entwickelten sie
schließlich den Prototypen des "Medien-Domino".
Interessantes ergab sich auch aus Eltern- und Kindergesprächen,
die von den Wissenschaftlern geführt wurden. Zum Beispiel fühlen
sich Kinder bei Gesprächen über Medien von den Eltern
und Erziehern in ihrer Unabhängigkeit eingeschränkt und
kontrolliert. Sie nutzen die Medien auch, um sich untereinander
abzugrenzen, die Gruppe, zu der sie gehören, deutlich zu machen.
"Wir leben in einer Zeit, in der einige lieber vor dem Bildschirm
sitzen, als im wirklichen Leben ihren Platz einzunehmen", sagt
Professor Hendricks. "Doch Kinder können auf dem Datenhighway
so schnell unter die Räder kommen wie auf der Straße.
Wir müssen sie also begleiten!"
Patricia Pätzold
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