In 90 Minuten um die Erde
Ulf Merbold umrundete vor 20 Jahren den blauen Planeten
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Ulf Merbold |
Es dauert neunzig Minuten, um einmal um den Erdball zu fliegen.
Ulf Merbold gehört zu den wenigen Raumfahrern, die dreimal
in der Erdumlaufbahn schwebten und den Anblick des blauen Planeten
im All oft genießen konnten. Zum ersten Mal verlässt
der Astronaut 1983 unsere Atmosphäre. In der amerikanischen
Raumfähre Columbia fliegt er als erster Bundesbürger und
zugleich auch als das erste nicht-amerikanische Mitglied eines bemannten
US-Raumfluges mit. Hauptziel der Mission ist die Erprobung des Weltraumlabors
Spacelab, das von der Europäischen
Weltraumorganisation ESA entwickelt wurde. Auch der letzte Weltraumflug
des Physikers ist mit einer Premiere verbunden. 1994 arbeitet er
als erster Astronaut der ESA auf der russischen Raumstation MIR.
32 Tage bleibt er im All. Als Nutzlastexperte ist er für die
Durchführung von Experimenten für europäische Forschungsprojekte
zuständig. Bevor der Raumfahrer zur MIR starten kann, erhält
er in der "Sternenstadt" bei Moskau eine Kosmonautenausbildung.
Ulf Merbold ist in Thüringen im Vogtland geboren. Nach seiner
Schulzeit in der DDR flüchtet er 1960 in die Bundesrepublik.
Hier beginnt er eine klassische Wissenschaftlerkarriere. Nach dem
Studium arbeitet er am Max-Planck-Institut für Metallforschung
in Stuttgart. Zwei Jahre nach seiner Promotion wählt ihn die
ESA 1978 als einen ihrer ersten drei Astronauten aus. Für seine
Arbeit wurde Ulf Merbold mit mehreren Auszeichnungen von vielen
Seiten geehrt, darunter mit dem Bundesverdienstkreuz erster Klasse.
1983 erhält er den Flight Achievement Award von der American
Astronautical Society. Der russische Präsident Jelzin verleiht
ihm 1995 den "Orden der Freundschaft" der russischen Föderation.
In diesem Jahr feiert der Wissenschaftler das 20-jährige Jubiläum
seines ersten Weltraumfluges.
Inzwischen lebt der 62-Jährige in den Niederlanden und wirkt
am Aufbau der Internationalen Raumstation ISS mit - ein Projekt,
das die früheren Konkurrenten aus Russland, Europa und den
USA zusammenführt. Auch in seiner Freizeit fliegt Ulf Merbold,
der einen Berufspilotenschein mit Instrumentenflugberechtigung sowie
einen Kunstflugschein besitzt, gerne. Er entspannt beim Segelfliegen,
aber auch beim Skifahren und Klavierspielen.
hkr
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