Ohne politisches Engagement ging es nicht
Auf einer Jugendreise lernte Karl-Viktor von Schöning Berlin
kennen und fand hier seine zweite Heimat
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Karl-Viktor
von Schöning |
"In den letzten Tagen läuft hier jeder schmunzelnd
durch die Firma - ich weiß nicht, was sie morgen mit mir vorhaben",
erzählte Karl-Viktor von Schöning, Geschäftsführer
der Inpro GmbH
am Vorabend einer Überraschungsfeier, die seine Mitarbeiter
für ihn vorbereitet hatten. Achtzehn Jahre leitete er hier
die Geschäfte. Und so scheinen sich bei der Inpro in diesem
Jahr die Feierlichkeiten zu häufen, konnte man doch vor wenigen
Wochen das 20-jährige Firmenjubiläum begehen.
Inpro Innovationsgesellschaft für fortgeschrittene Produktionssysteme
in der Fahrzeugindustrie mbH wurde 1983 als eine Tochtergesellschaft
deutscher Automobilhersteller und Zulieferunternehmen gegründet.
Gründungsgeschäftsführer war bis 1985 Professor Günter
Spur vom TU-Institut für Werkzeugmaschinen und Fabrikbetrieb.
Ziel dieses Kooperationsnetzwerkes ist die schnelle Entwicklung
und Erprobung von neuen Produktionstechnologien.
Karl-Viktor von Schöning löste seinen Doktorvater Spur
1985 als Geschäftsführer ab. Sowohl seine Firma als auch
er selbst sind über all die Jahre mit der TU Berlin besonders
eng verbunden.
"Kurz bevor ich Abitur machte, war ich mit einer Jugendreise
das erste Mal in Berlin - das hat mir hier so gut gefallen, dass
ich mich um einen Studienplatz bewarb", erinnert sich von Schöning,
der sich 1963 an der TU Berlin für das Fach Maschinenbau einschrieb.
Ohne politisches Engagement ging es in diesen Jahren natürlich
nicht. Als Sprecher der größten TU-Fakultät wurde
er 1968 zum AStA-Sprecher gewählt. "Das waren jedoch damals
eher politische Schleudersitze, deshalb war ich nur ein halbes Jahr
in diesem Amt, außerdem liegt mir missionarischer und politischer
Eifer nicht so", erzählt der langjährige Inpro-Geschäftsführer.
Nicht zuletzt durch sein politisches Amt in der Maschinenbaufakultät
hatte er zu Studienzeiten guten und engen Kontakt zu den Professoren
und Assistenten. Dieser Kontakt brach auch nicht ab, als Karl-Viktor
von Schöning nach seinem Studienabschluss zunächst für
zwei Jahre in die USA ging, um Arbeits- und Auslandserfahrung zu
sammeln.
Mit Professor Spur hielt er in dieser Zeit Briefkontakt und dieser
war es letztendlich auch, der ihn wieder an die TU Berlin zurückholte
und ihn zur Promotion überredete, die er 1980 abschloss. Dann
verließ er die TU Berlin und arbeitete die nächsten fünf
Jahre bei der SKF - einem großen Maschinenbauunternehmen in
Schweinfurt. Auch in dieser Zeit war der Kontakt zur Universität
und zum Doktorvater lebendig und so wurde ihm der Posten des Inpro-Geschäftsführers
angeboten. Das Unternehmen, in dem heute 73 Ingenieure und rund
vierzig Studierende arbeiten, haben in den vergangenen Jahren mindestens
400 Studenten durchlaufen, davon wohl rund 300 von der TU Berlin.
Die Arbeit mit jungen Leuten scheint jung zu halten und so wirkt
der 63-jährige Karl-Viktor von Schöning auch nicht wie
einer, der sich nun in den Ruhestand verabschieden lässt. Die
nächste Tätigkeit wartet bereits auf ihn. Er koordiniert
bei VW als Leiter der Verfahrensentwicklung die Hochschulkontakte.
Eine Aufgabe, die ihn auch weiterhin an die Universitäten,
an junge Leute und nicht zuletzt auch an die TU Berlin binden wird.
Bettina Klotz
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