Moderne Großprojekte gegen Flut und Slums in Vietnam
Studierende der Stadt- und Regionalplanung forschen im Mekong-Delta
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Gruppenbild mit Marx und Lenin
in Can Tho |
Vorgänge, Trends und Entwicklungen der Stadt- und Regionalplanung
in Ländern der Dritten Welt, speziell in Asien, erkennen und
verstehen - das ist die Aufgabe des Studienprojektes "Can Tho
- A City in the Mekong Delta" der TU-Stadt- und Regionalplanung.
Im Schwerpunkt "Raumplanung im internationalen Kontext"
organisierte Professor Adrian Atkinson für 15 Studierende eine
Reise in die vietnamesische Provinzhauptstadt Can Tho im Süden
des Landes, die als Untersuchungsobjekt dienen sollte. Besonderes
Augenmerk galt dabei den Themen "Informelle Ökonomie",
"Leben mit Flut" und "Planung im Umbruch".
Zunächst besuchten wir ein vietnamesisches Kulturzentrum in
Berlin-Lichtenberg, stellten Recherchen zu Politik, Kultur und Stadtplanung
des Landes an und hörten Gastvorträge von verschiedenen
Institutionen, die vor Ort tätig sind.
Die einmonatige Exkursion im Juli beinhaltete auch 14 Tage für
individuelles Reisen.
Nach Zwischenstopp in Kuala Lumpur empfing uns in Ho-Chi-Minh-Stadt
(früher Saigon) stickige Hitze. In der Stadt fuhren kaum Autos,
dafür umso mehr Mopeds, deren Fahrer einen Mundschutz trugen,
um sich vor der schlechten Luft zu schützen. Das Überqueren
der Straßen schien anfangs unmöglich. Alles war laut,
chaotisch und irgendwie doch geordnet. Das Essen war ungewohnt und
unbekannt, doch wir gewöhnten uns schnell ein.
Gemeinsam mit Professoren und Studierenden der University of Architecture
besichtigten wir eine Müllsammelstelle, ein Slumgebiet, ein
riesiges Stadterweiterungsprojekt im Süden Saigons, trafen
Vertreter der staatlichen Raumplanung und konnten unsere ersten
Arbeitsergebnisse präsentieren. Leider waren nur drei vietnamesische
Studenten anwesend und es gab kaum Diskussionen oder kritische Anmerkungen.
In Can Tho schließlich bekamen wir Arbeitsräume und
wurden von unserem Partner, Mr. Thuy, sogleich auf die üblichen
Bürozeiten hingewiesen. Wir hatten Termine mit städtischen
oder regionalen Einrichtungen, machten Interviews und trieben Feldstudien.
So wurden Ladenbesitzer, Eisverkäufer, Bewohner von Umsiedlungsprojekten
oder Investoren befragt, Flutgebiete auf dem Land sowie ein Stadterweiterungsgebiet
besichtigt. Außerdem lernten wir während einer Bootstour
die umliegenden Kanäle und Flüsse kennen und konnten an
einer buddhistischen Zeremonie teilnehmen.
Besonders erstaunten uns die enormen Gegensätze, Großinvestitionen
in Stadterweiterungsgebieten stehen katastrophalen sanitären
Bedingungen und Müllbergen in der Stadt gegenüber. Vieles
ist auch im Miteinander anders. Zu Beginn jedes Gespräches
tauscht man Höflichkeiten aus, Fragen werden oft nur mit einem
Lächeln beantwortet, Termine nur auf offiziellem Weg ausgemacht.
Schließlich konnten wir jedoch unsere Zwischenergebnisse vor
lokalen Akteuren präsentieren.
Im Oktober beginnt die zweite Phase des Projektes mit Materialauswertung,
Problemdefinition und der Entwicklung von Szenarien und Strategien.
Eventuell werden im nächsten Frühjahr die Projektergebnisse
in Can Tho vorgestellt.
Ariane Sept,
Studentin
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