Bekenntnis der Berliner Wirtschaft
Berufsverbände, Industrie und Hochschulen diskutieren die
neuen Studienabschlüsse kontrovers
In Deutschland wird derzeit heftig um den Bachelor als Regelabschluss
gestritten. Mit ausgelöst hat die Debatte eine Umfrage unter
Studienzulassungsexperten von 60 US-amerikanischen und kanadischen
Hochschulen. Dieser Befragung zufolge erkennt die Mehrheit der amerikanischen
Hochschulen den in Europa installierten dreijährigen Bachelor-Abschluss
nicht an. Für 71 Prozent der Befragten muss ein im Ausland
erworbener Bachelor-Abschluss ein vierjähriges Studium umfassen,
um in den USA als gleichwertig anerkannt zu werden. Die FAZ
hatte unlängst über diese Studie berichtet. TU intern
dokumentiert einen Ausschnitt der Diskussion.
Unverantwortliche Panikmache
"Deutsche Bachelor-Absolventen haben im Ausland nach unseren
Erfahrungen keine besonderen Anerkennungsprobleme", erklärte
der Präsident der Hochschulrektorenkonferenz, Prof. Dr. Peter
Gaehtgens, als Reaktion auf den FAZ-Bericht. Das sei unverantwortliche
Panikmache, die mit der Realität nichts zu tun habe. Dies schade
dem Ansehen des Europäisierungsprozesses der Hochschulen und
verunsichere die jungen Leute.
www.hrk.de
Firmen brauchen mehr Informationen
Die Berliner Wirtschaft steht der Einführung neuer Bachelor-
und Master-Studiengänge an den Universitäten positiv gegenüber.
Das belegt eine repräsentative Umfrage im Auftrag der IHK Berlin,
der Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg und der Handwerkskammer
Berlin unter 1300 Firmen aller Branchen. Insgesamt zwei von drei
Berliner Unternehmen beschäftigen bereits Bachelors oder können
sich vorstellen, diese einzustellen. Vor allem in kaufmännischen
Bereichen von Marketing und Vertrieb bis zu Personalabteilung ist
der Bachelor gefragt. Die Befragung zeigte aber auch, dass die Unternehmen
umfassendere Informationen über die Studien- und Prüfungsinhalte
benötigen, damit die zukünftigen Absolventen mit den neuen
Abschlüssen eine reale Chance auf dem Arbeitsmarkt haben.
www.berlin.ihk24.de/
Kein Hinweis auf Ablehnung
Es gebe beim Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) keinen
Beleg, dass Absolventen mit einem dreijährigen Bachelor-Studium
dort nicht zu Graduierten-Studien (Master) zugelassen werden, sagte
DAAD-Präsident Prof. Dr. Theodor Berchem am 17. Oktober in
der Welt am Sonntag. Er wies darauf hin, dass es weder im Hochschulrahmengesetz
noch in den Richtlinien der Kultusministerkonferenz noch in der
Bologna-Erklärung eine Festlegung auf drei Jahre für den
Bachelor gebe.
www.daad.de
Nicht alle sind berufsqualifizierend
Die Deutsche Physikalische Gesellschaft hat sich dagegen ausgesprochen,
den Bachelor als Regelabschluss im Fach Physik festzulegen. "Die
von den Physikabsolventen erwarteten Qualifikationen sind nur über
einen Bachelor-Studiengang mit anschließendem Master-Studium
zu erreichen", sagte der Präsident Knut Urban. Für
den Master als Regelabschluss plädiert auch der Deutsche Hochschulverband.
Aus einer Stellungnahme der Kultusministerkonferenz (KMK) geht hervor,
dass nicht alle der in Deutschland im Rahmen des Bologna-Prozesses
neu eingeführten Bachelor-Studiengänge berufsqualifizierend
seien. Dennoch will die KMK am Bachelor als erstem berufsqualifizierenden
Abschluss festhalten.
www.dpg-physik.de/
www.hochschulverband.de/cms/
www.kmk.org
Sybille Nitsche
www.tu-berlin.de/presse/doku/tu9/
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