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Oktober 2004
 
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Vorreiter der Vernunft

100 Jahre entwickelte sich das Institut für Werkzeugmaschinen und Fabrikbetrieb von "Opa's Fabrik" über die Fabrik der Zukunft zur Digitalen Fabrik. Konstruktionsmethoden wurden revolutioniert, von der Metallwerkbank zur virtuell optimierten Produktion wie hier im Automobildesign

"Das Institut für Werkzeugmaschinen und Fabrikbetrieb hat in vorbildlicher Weise vorgelebt, was Ingenieurwissenschaften für Deutschland bedeuten. Sie sind, insbesondere in der wichtigsten Exportbranche Deutschlands, dem Maschinenbau, ein besonders wichtiger Impulsgeber", würdigte TU-Präsident Professor Kurt Kutzler das Institut für Werkzeugmaschinen und Fabrikbetrieb (IWF) bei der Festveranstaltung zum 100-jährigen Jubiläum am 27. September.

Geehrt wurden an diesem Tag im TU-Hauptgebäude nicht nur eine erfolgreiche Einrichtung, sondern auch zwei erfolgreiche Vertreter aus Wissenschaft und Wirtschaft. Professor Joachim Milberg, Aufsichtratsvorsitzender von BMW und einst selbst Assistent am IWF, und der Philosophie-Professor Jürgen Mittelstraß erhielten im Rahmen der Veranstaltung die Ehrendoktorwürde der TU Berlin. (Siehe Artikel "Neue Ehrendoktoren der TU Berlin".) Ebenfalls ausgezeichnet wurde der TU-Absolvent und ehemalige IWF-Mitarbeiter Dr. Marcus Brücher, der für seine hervorragenden Leistungen auf dem Gebiet der Fertigungstechnik die Otto-Kienzle-Gedenkmünze der Wissenschaftlichen Gesellschaft für Produktionstechnik (WPG) erhielt.

Eng verbunden mit der Geschichte des IWF ist der Name Georg Schlesinger. "Ohne ihn würde das Institut in seiner heutigen Form nicht existieren", betonte der Geschäftsführende Direktor des Instituts, Professor Eckart Uhlmann, in seiner Begrüßungsrede. Schlesinger wurde 1904 auf den Lehrstuhl für Werkzeugmaschinen, Fabrikanlagen und Fabrikbetriebe an die TH Berlin berufen. Damit wurde erstmals in Deutschland der Fabrikbetrieb als wissenschaftliche Disziplin anerkannt. Schlesinger half, Maschinen und Arbeitsabläufe stärker auf den Menschen zuzuschneiden sowie den technischen Nachwuchs besser auszubilden. Dazu hatte er 1906 das erste Versuchsfeld für Werkzeugmaschinen in Deutschland eingerichtet. "Effizienz, technologische und ökonomische Vernunft hielten Einzug in die Fabriken", stellte Festredner Professor Günter Spur fest, unter dessen Leitung 1965 bis 1997 die Erfolgsgeschichte des IWF fortgeschrieben wurde. Jedoch wurde Schlesinger während der NS-Diktatur aufgrund seiner jüdischen Herkunft 1933 von seinem Lehrstuhl vertrieben und in die Emigration gezwungen.

Nach dem Wiederaufbau in der Nachkriegszeit begann in den 1960er-Jahren mit der Verbindung von Produktionstechnik und Informationstechnik eine neue Zeit. "Opas Fabrik ist tot - es lebe die Fabrik der Zukunft" lautete das Motto der neuen Generation von Ingenieuren. Zu ihnen zählte Günter Spur, unter dem 1976 auch das Fraunhofer-Institut für Produktionsanlagen und Konstruktionstechnik (IPK) gegründet wurde. IPK und IWF arbeiten seit 1986 gemeinsam im Produktionstechnischen Zentrum (PTZ) unter einem Dach. Im "Doppelinstitut" entwickelten Wissenschaftler wegweisende Lösungen für die Automatisierung und die rechnerintegrierte Produktion. Die Forschungen führten zu mehr als 50 Unternehmensgründungen und der Schaffung von rund 2000 Arbeitsplätzen.

Heute arbeitet die Forschung interdisziplinär an der "Digitalen Fabrik". Ihr Ziel ist es, Produktentwicklung, Fertigungsplanung und Produktion informationstechnisch so abzubilden und zu vernetzen, dass gesamte Produktentstehungs- und Lebenszyklen simuliert, überprüft und optimiert werden können. Wie wichtig solche Innovationen der Forschung in der Produktion sind, diskutierten Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft im Anschluss an das Jubiläum beim Produktionstechnischen Kolloquium (siehe hier).

cho

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