10/05
Oktober 2005
TU intern
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"Innovative Labs" - neue Orte des kreativen Austauschs

Die TU Berlin bewirbt sich mit sechs Anträgen um Fördermittel im Exzellenzwettbewerb der deutschen Universitäten

 
  Prof. Dr. Kurt Kutzler, Präsident der TU Berlin
Foto: TU-Pressestelle/Dahl

TU intern: Der 30. September war der erste Stichtag für die Abgabe von Anträgen zur Exzellenzinitiative. Welche Bilanz können Sie jetzt schon ziehen?

Prof. Dr. Kurt Kutzler: Die Initiative wirkt wie ein Initialfunken zur rechten Zeit. In der TU ist eine deutliche Aufbruchstimmung zu spüren. Unsere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler engagierten sich mit einem Höchstmaß an Zeit und Ideen für ihre Projektausarbeitung. Auch die Universitätsleitung war gefordert. Starke Konkurrenz und ein harter Wettbewerb haben positive Energien freigesetzt, die wir in ein hohes Qualitätslevel der Projekte umgewandelt haben.

Wie ist die TU Berlin bei der Ausarbeitung der Anträge vorgegangen, wie wurden die Themen gefunden?

Es gab thematische Vorschläge aus der Universitätsleitung und Interessenbekundungen aus unseren starken Forschungsschwerpunkten und -verbünden. In einer gemeinsamen Diskussion schälten sich die Favoriten für die Antragstellungen heraus. Als einzige Universität in Berlin haben wir für die Begutachtung der potenziellen Anträge einen externen Gutachterstab ins Haus geholt. Damit bekamen wir eine zusätzliche Sichtweise auf unsere Pläne. Unsere beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, allesamt gestandene Forscherpersönlichkeiten mit internationalem Renommee, haben das sehr begrüßt. Wir sind also bestens gerüstet. Nichtsdestotrotz müssen wir damit rechnen, dass sich nicht alle Hoffnungen erfüllen. Insgesamt reichten die deutschen Hochschulen für 157 Exzellenzcluster und 135 Graduiertenschulen Antragsskizzen bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft ein. Letztendlich werden in der ersten Ausschreibungsrunde aber nur 15 Cluster, 20 Graduiertenschulen und eine unbestimmte Zahl von Zukunftskonzepten ausgewählt. Der Initialfunke soll jedoch nicht nach wenigen Monaten verglüht sein. Die Anträge von uns, die nicht durch die Exzellenzinitiative gefördert werden können, unterstützen wir über den Wettbewerb hinaus. Das ist mir wichtig.

Die TU Berlin hat sich nicht nur um Exzellenzcluster und Graduiertenschulen beworben, sondern auch für die dritte Fördersäule, den Ausbau der Spitzenforschung. Welches Konzept verfolgen Sie hierbei?

Wir werden auf unserem Campus mehrere "Innovative Labs" aufbauen. Sie sind nach außen deutlich sichtbare Andockstellen für Wissenschaft und Wirtschaft. Ein Beispiel dafür ist das künftige "European Center for Information and Communication Technologies at TU Berlin". Hier stehen uns Siemens, Deutsche Telekom und die Fraunhofer-Gesellschaft als Partner zur Seite. Weitere Labs könnten in den Bereichen Energie oder Gesundheit entstehen. Auf jeder dieser Plattformen bildet sich ein interdisziplinärer Forschungsverbund unter Beteiligung der Wirtschaft. Unsere Forscherinnen und Forscher, die sich aus zahlreichen Disziplinen dort zusammenfinden, sichern mit ihrem unterschiedlichen Wissen und ihren verschiedenen Problemlösungen ein ganzheitliches, systemisches Denken. Heute erfordern gesellschaftliche und wirtschaftliche Fragestellungen Systemkompetenz. Die "Innovative Labs" sind die zukünftigen Modelle für den Wissenstransfer.

Der Technologietransfer in kleinen Schritten gehört also der Vergangenheit an?

Ja, mit unseren "Innovative Labs" reagieren wir auf neue Bedürfnisse und kreieren eine Marke mit Anziehungskraft. Die Industrie braucht nicht mehr nur den einzelnen Partner in einem Fachgebiet, nein, sie will auf Experten aus verschiedenen Gebieten zugreifen und verlangt nach komplexen Problemlösungen und Systemdenken. Die Labs sollen auch die Ansiedlung neuer Firmen, die Schaffung von Arbeitsplätzen durch Spin-offs und damit die Stärkung der Wirtschaftskraft zur Folge haben.

Welche Wirkungen können die "Innovative Labs" in die Universität hinein haben?

Die "Innovative Labs" geben neue Impulse für eine wissenschaftliche Vernetzung. Unsere Studierenden bekommen zudem die Chance an praxisnahen Forschungsprojekten mitzuarbeiten und lernen schon frühzeitig potenzielle Arbeitgeber kennen. Es entstehen also neue Orte des kreativen Austauschs. Die Wirtschaftsvertreter wiederum werden nicht nur eine verlässliche Adresse für Forschungskooperationen und Personalrecruiting haben, sondern auch für ihre Weiterbildungsbedürfnisse und die Weitergabe ihres Praxiswissens in die Universität.

Welchen Stellenwert hat die Grundlagenforschung?

Die "Innovative Labs" stärken sich aus den Kompetenzen der Universität und unserer Partner, zumeist aus der Industrie. Letztere verfolgen einen starken anwendungsorientierten Forschungs- und Entwicklungsansatz. Eines unserer Pfunde, die wir als Universität in die Waagschale werfen, ist unsere Grundlagenforschung. Sie ist eine unserer essenziellen Aufgaben. Von ihr kommen die Impulse, die neue Forschungsrichtungen eröffnen und Innovationen ermöglichen.

Das Gespräch führten Kristina R. Zerges und Stefanie Terp

Was die TU Berlin in die Waagschale wirft
 

Der Exzellenzwettbewerb

Fast 300 Anträge für die ersten 190 Millionen Euro

Bis zum 30. September wurden bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft Antragsunterlagen für 157 Exzellenzcluster und für 135 Graduiertenschulen eingereicht. 20 international besetzte Gutachtergruppen werden sie bis Mitte Dezember prüfen. Danach beschließt die Gemeinsame Kommission von DFG und Wissenschaftsrat Ende Januar 2006, welche Initiativen in die zweite Auswahlrunde kommen. Die Universitäten müssen dann ihre ausgearbeiteten Anträge bis 20. April 2006 vorlegen. Etwa 35 bis 40 Anträge auf Exzellenzcluster und zirka 50 bis 60 Anträge auf Graduiertenschulen wird das betreffen. Die Begutachtungen finden im Sommer 2006 statt. Die Förderentscheidungen sollen Ende Oktober 2006 bekannt gegeben werden. Geplant ist für die erste Ausschreibungsrunde die Einrichtung von rund 20 Graduiertenschulen und 15 Exzellenzclustern sowie eine noch offene Zahl von Zukunftskonzepten. Dafür stehen insgesamt pro Jahr 190 Millionen Euro zur Verfügung. Für den Mai 2006 ist die zweite Ausschreibungsrunde geplant. Dazu sollen die Förderentscheidungen im Herbst 2007 getroffen werden. Die Exzellenzinitiative, auf die sich Bund und Länder nach langen Verhandlungen im Juni 2005 geeinigt hatten, umfasst insgesamt eine Förderung von 1,9 Milliarden Euro für den Zeitraum von 2006 bis 2011.

stt

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