Das Reich der Mitte und das mediale Zeitalter
TU-Medienwissenschaftlerin bildet künftig in China Journalisten aus
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Barbara von der Lühr beschäftigt sich schon lange mit China
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Die Zhejiang-Universität in Hangzhou, Partneruniversität der TU Berlin in China, richtet die erste Professur für Medienwissenschaften am Institut für Deutschlandstudien ein. Dort sollen unter anderem Journalisten nach europäischem Vorbild ausgebildet werden. Besetzt wird diese Professur mit der TU-Medienwissenschaftlerin und Historikerin Prof. Dr. Barbara von der Lühe. Der Lehrstuhl wird durch die Hamburger Unternehmen Christ Capital und Datenlotsen Informationssysteme gefördert.
"Die Medienwissenschaft ist relativ neu in China", erklärt Barbara von der Lühe. "Es gibt nur sehr wenige Institute, die sie bereits anbieten. Aber auch in China ändert sich, durch die zunehmende Öffnung nach außen, der Berufsmarkt für die Sprachwissenschaft." Wurden früher die Sprachstudierenden Lehrer und Übersetzer, so sind heute Berufe in internationalen Wirtschaftsunternehmen oder auch Medienberufe dazugekommen.
2002 war Barbara von der Lühe das erste Mal in China. Auf der asiatischen Germanistentagung hatte sie über ihr Zeitzeugen-Projekt "Überlebende der Shoah" berichtet und über die mediale Aufbereitung eines solchen Themas. Sie wurde an die
Tongji-Universität in Schanghai eingeladen, mit der die TU Berlin ebenfalls bereits mehr als 20 Jahre kooperiert. Schon bald, 2003, erhielt sie, unterstützt vom
Deutschen Akademischen
Austauschdienst, eine Gastdozentur in der ältesten und renommiertesten Hochschule in Peking, der
Beijing Foreign Studies
University, im Herbst 2004 dann eine medienwissenschaftliche Dozentur in Hangzhou, wo sie jetzt die Professur erhielt und wo auch TU-Professor Ulrich Steinmüller seit 2003 als Dekan der Fremdsprachenfakultät wirkt.
"Seitdem war ich jedes Jahr zweimal in Hangzhou und habe sowohl das Land als auch die Menschen ins Herz geschlossen", erzählt die Medienwissenschaftlerin. Die Menschen seien sehr offen und neugierig, die Studierenden strebsam, aber keineswegs kritiklos, wie oft kolportiert wird. "Die Form der Kommunikation ist halt eine ganz andere." In Hangzhou geht es zunächst um eine klassische Journalistenausbildung. Praktisch jede Provinz hat mittlerweile ihren eigenen Radiosender, es gibt regionale Zeitungen, die Wirtschaft verlangt nach professionellen Werbe- und Öffentlichkeitsarbeits-Fachleuten. Die Professur für Medienwissenschaft, an die auch eine in China keineswegs selbstverständliche Promotionsberechtigung gebunden ist, ist zunächst auf fünf Jahre angelegt. "Wir werden daher auch Doktoranden austauschen sowie gemeinsame Forschungsprojekte angehen." Das erste ist bereits skizziert: "Das Deutschlandbild in China, das Chinabild in Deutschland - in Lehrwerken, Amtspresse und Medien". An der TU Berlin wird die neue Chinaprofessorin aber auch weiterhin Lehrveranstaltungen in Blockseminaren anbieten können.
Patricia Pätzold
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