Versteckspiel der vier Mangan-Atome
Entdeckungen über die Chemie der Pflanzen
Die
Natur nahm sich viele Millionen Jahre Zeit, um den wichtigsten chemischen
Prozess auf Erden zu optimieren: die Fotosynthese. In einem hoch
komplizierten Pigment-Protein-Komplex werden aus Wasser, Kohlendioxid
und Sonnenenergie Zucker sowie der Sauerstoff der Atmosphäre
erzeugt, die menschliches Leben erst ermöglichen. Weltweit
versuchen Wissenschaftler, diesen Prozess detailliert zu verstehen,
um ihn schließlich künstlich nachzuahmen und damit eine
unerschöpfliche und umweltfreundliche Energiequelle zu erschließen.
Mit einer Entdeckung sind Wissenschaftler des Max-Volmer-Laboratoriums
für Biophysikalische Chemie am Institut für Chemie
der TU Berlin zusammen mit Kollegen vom Lawrence
Berkeley National Laboratory in Kalifornien sowie der FU
Berlin und dem Max-Planck-Institut
Mülheim der Lösung des Rätsels nun einen entscheidenden
Schritt näher gekommen, veröffentlicht in "Science"
im November 2006.
"Konkret haben wir die Struktur des sogenannten Fotosystems
II bestimmt, das mit Sonnenenergie Wasser spaltet", erklärt
Dr. Athina Zouni. Sie ist Leiterin der Arbeitsgruppe, die bereits
Ende 2005 Aufsehen mit neuen Erkenntnissen zur Fotosynthese erregte,
veröffentlicht in "Nature" im Dezember 2005 (TU
intern 1/06).
Im entscheidenden, wasserspaltenden Zentrum des Fotosystems II
sind vier Mangan-, ein Kalzium- und mindestens fünf Sauerstoff-Atome
verknüpft. Doch die richtige geometrische Anordnung der Atome
konnte noch nicht ermittelt werden. Mindestens 18 Modelle wurden
in der Vergangenheit diskutiert. Ohne diese Anordnung kann aber
der Mechanismus der Wasserspaltung nicht verstanden und somit auch
nicht für eine künstliche Fotosynthese nutzbar gemacht
werden. "Wir konnten die Lösung nur durch internationale
Zusammenarbeit finden", erzählt Athina Zouni. "Zur
Strukturbestimmung muss das Fotosystem II Röntgenstrahlen ausgesetzt
werden. Dabei kann das Mangan-Zentrum beschädigt werden. Die
Amerikaner entwickelten dafür eine schonendere Messmethode,
die mit den Daten der Kristallografie an der FU Berlin verknüpft
wurde. Wir an der TU Berlin mussten mehr als hundert winzige Protein-Kristalle
von etwa 1 x 0,3 Millimetern heranzüchten. Am Computer wurden
alle möglichen Anordnungen mit den experimentellen Ergebnissen
verglichen."
Schließlich blieb nur eine mögliche Anordnung übrig:
Der Cluster besteht aus vier Mangan-Atomen, die jeweils über
zwei Sauerstoff-Atome verbrückt sind. "Das Versteckspiel
der Mangan-Atome ist damit beendet. Jetzt beginnt eine neue Phase
der Forschung, die uns der Entwicklung künstlicher Katalysatoren
zur Energiegewinnung näher bringt."
KoKo
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