Schneller als die Explosion
Neues Verfahren ermöglicht Abbildung einzelner Moleküle,
Viren oder Zellen
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Das Deutsche Elektronen-Synchrotron
DESY in Hamburg mit der FLASH-Experimentierhalle (vorn)
© DESY Hamburg |
Ein internationales Wissenschaftlerteam unter Beteiligung der
TU Berlin konnte erstmals demonstrieren, wie man mit einzelnen kurzen
Pulsen weicher Röntgenstrahlung Bilder von mikroskopischen
Proben im Nanobereich aufnimmt, bevor sie durch Strahlenschäden
explodieren.
Die Methode erlaubt die Abbildung sehr feiner Strukturen, insbesondere
biologischer Substanzen, eine wichtige Grundlage zum Verständnis
der Funktionen, beispielsweise von Viren, einzelnen Zellen oder
Makromolekülen. Das "FLASH-Imaging-Verfahren" kann
auch die Struktur nicht-kristalliner oder nicht-periodischer Proben,
das heißt ultimativ einzelner Moleküle, ermitteln.
Das Experiment selbst fand am "FLASH Freie-Elektronen-Laser"
des Deutschen Elektronen-Synchrotrons DESY
in Hamburg statt. Die Untersuchungen wurden federführend von
den Arbeitsgruppen um Janos Hajdu aus Uppsala und Stanford sowie
Henry N. Chapman vom Lawrence
Livermore Laboratory (USA) in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe
um Thomas Möller und Christoph Bostedt vom Institut
für Optik und Atomare Physik der TU Berlin durchgeführt.
Die Wissenschaftler experimentieren bisher nicht mit Makromolekülen,
sondern mit dünnen Schichtproben. Sie beschießen sie
mit extrem kurzen Lichtpulsen aus dem intensiven FLASH-Laser bei
DESY. Die Intensität der Pulse ermöglicht es, innerhalb
einer extrem kurzen Zeitspanne Bilder der Proben aufzunehmen, bevor
diese durch den Laserpuls vollständig explodieren. Ein Lichtpuls
dauert zirka 25 Femto-Sekunden. Zum Vergleich: Das Licht benötigt
für die Strecke von der Erde bis zum Mond eine Sekunde. In
25 Femto-Sekunden legt es nicht einmal den Durchmesser eines Haares
zurück.
Das "Flash-Imaging" ist nur auf großen Anlagen
möglich, mithilfe extrem intensiver Laser für Röntgenstrahlung,
die auf Teilchenbeschleunigern basieren. Für die Zukunft sind
noch größere Röntgenlaser für höherenergetische
und damit kurzwellige Strahlung geplant. Ein europäisches Projekt
verfolgt den Neubau einer rund drei Kilometer langen Anlage in Hamburg.
Ein ähnliches Projekt ist in den USA im Bau. Auch am Berliner
Elektronenspeicherring für Synchrotronstrahlung (BESSY)
ist ein Röntgenlaser in Planung, um Strukturuntersuchungen
mit einer immer besseren Auflösung zu ermöglichen.
Die Physiker der TU Berlin haben langjährige Erfahrungen mit
Experimenten im Nanobereich. "Wir untersuchen insbesondere
die Prozesse, die bei den Explosionen sogenannter Cluster aus 100
bis 1000 Atomen und bei Nanokristallen ablaufen, wenn sie mit Röntgenstrahlung
in Kontakt kommen. Wir waren weltweit die erste Arbeitsgruppe, die
dieses Phänomen mit kurzwelliger Strahlung untersuchte, wie
sie für die Abbildung feiner Details notwendig ist. Uns interessiert
dabei die Wechselwirkung von Licht mit Materie. Wir analysieren
sie mit Clustern aus verschiedenen Materialien", erläutert
Thomas Möller von der TU Berlin. Diese Cluster und Nanokristalle
erweitern das Periodensystem der Elemente in die "dritte Dimension".
Mit ihren unterschiedlichen Größen und Strukturen stellen
sie so ein Bindeglied zwischen Atomen und Festkörpern dar.
Stefanie Terp
www.nature.com/nphys/index.html
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