12/06
Dezember 2006
TU intern
12/2006 als
pdf-Datei
(1,1 MB)
 Themenseiten 
Titel
Inhalt
Aktuell
Innenansichten
Lehre & Studium
Rückblick
Forschung
Metropolen-
forschung
Alumni
Internationales
Menschen
Tipps & Termine
Vermischtes
Impressum
TU-Homepage

Der Ingenieur als Manager

Die Gesellschaft von Freunden wirbt um junge Mitglieder - Jürgen Starnick berichtet über neue Ideen für die Zukunft

"Wir brauchen eine bessere Kommunikation mit der Wirtschaft. Dafür wünsche ich mir ein Begegnungszentrum."

Prof. Dr. Jürgen Starnick, Vorstandsvorsitzender der Gesellschaft von Freunden der TU Berlin
© TU-Pressestelle

Warum haben Sie sich als Vorstandsvorsitzender der Gesellschaft von Freunden zur Verfügung gestellt?

Natürlich hängt mein Herz an dieser Universität und die Freundesgesellschaft erfüllt eine wesentliche Scharnierfunktion zwischen Wissenschaft und Wirtschaft. Sie ist so etwas wie ein Außenministerium für die Universität, die mehr denn je auf die politische Unterstützung aus der Wirtschaft angewiesen ist. Wir müssen unsere Leistungsfähigkeit bei schrumpfenden Ressourcen erhalten und sogar ausbauen. Und wir brauchen auch die Anerkennung aus der Wirtschaft hinsichtlich der Qualität unserer Absolventen.

Berlin bekommt keine Bundeshilfen für seine Entschuldung. Auch die Universitäten geraten als Sparpotenzial ins Visier. Was kann man dagegen tun?

In den letzten Jahren haben die Freunde über ihren Vorsitzenden Hans-Peter Keitel mehrfach das Wort ergriffen. Er hat des Öfteren dem Regierenden Bürgermeister gegenüber deutlich gemacht, dass die Technische Universität ein Pfund ist, mit dem Berlin wuchern kann. Ein solches Engagement der Freunde wird es auch in Zukunft geben. Faktisch ist, was die Mittel angeht, mindestens eine Universität in Berlin ja bereits eingespart worden. Jetzt und in Zukunft können wir uns aber dennoch nur behaupten, wenn wir verstärkt Drittmittel auch aus der Wirtschaft einwerben, nicht nur durch Beteiligung an der Exzellenzinitiative, durch BMBF- oder EU-Mittel. Gemeinsame Projekte mit der Wirtschaft sind für eine technische Universität sehr wichtig. Das stärkt insbesondere die Ingenieurwissenschaften.

Wie kann man das Fundraising ausbauen?

Fundraising ist umso erfolgreicher, je konkreter die Projekte sind, für die man wirbt. Die Freunde haben dieses auch in der Vergangenheit schon befördert. Um es noch auszubauen, brauchen wir vor allem eine bessere Kommunikation und auch einen Ort dafür. Mir schweben die Schaffung eines Begegnungszentrums und eine gezielte Fundraising-Kampagne dafür vor.

Wie darf man sich das vorstellen?

Sie soll mehr sein als eine Sammelaktion. Vielmehr ist an eine möglichst dauerhafte Unterstützung gedacht. Dafür müssen die Kontakte der TU Berlin zur Wirtschaft ausgeweitet und gepflegt werden. Dabei sind persönliche Kontakte wichtig, die in einem solchen Begegnungszentrum erfolgreich geknüpft werden können.

Die Spender sollten das Zentrum auch für ihre Aktivitäten nutzen können. Ihre Namen könnte man dauerhaft veröffentlichen, zum Beispiel auf eingemauerten Ziegelsteinen, auf repräsentativen Tafeln und so weiter. Zum Leben erwecken kann man ein solches Zentrum allerdings nur, wenn der unmittelbare Zugang zum Campus auch gegeben ist, das heißt, es muss sich zumindest in der Nähe befinden.

Warum sind laut Satzung Präsident und Kanzlerin nicht mehr qua Amt Vorstandsmitglieder der "Freunde"?

Damit wollen die Freunde vor allem Unabhängigkeit dokumentieren. Nach außen sollte die Gesellschaft nicht als "verlängerter Arm" der Universität und des Präsidenten wirken. Selbstverständlich sind beide zu jeder Vorstandssitzung herzlich eingeladen.

Was ist aus dem Projekt der Industrie-Patenschaften für Studiengänge geworden?

Sehr erfolgversprechend ist zum Beispiel die Verständigung mit der Bauindustrie über die Ausrichtung des Bauingenieurstudiums. Die Wirtschaft mahnte hier die stärkere Einbindung von Managementaufgaben an. Aus dieser Erfahrung ist die Idee zu einem Projekt geboren, das alle Ingenieurfakultäten erfasst: "Der Ingenieur als Manager". Vertreter aus Wirtschaft und Wissenschaft sollen an einem runden Tisch diskutieren, was denn in Zukunft von einem Universitäts-Ingenieur erwartet wird. Fähigkeiten in Forschung, Entwicklung und Konstruktion reichen heute im Berufsleben des Ingenieurs nicht mehr aus. Besonders in mittelständischen Betrieben werden statt dessen Managementaufgaben wichtiger, wofür wir noch nicht ausreichend Module anbieten. Die hieraus gewonnenen Erkenntnisse sollen dann zur Aktualisierung der Studieninhalte führen.

Wie sollen insbesondere die jüngeren TU-Mitglieder gewonnen werden?

Viele der älteren, vor allem der aktiven Professoren sind schon Mitglieder. Eine neue Kampagne soll nun die jungen, die Neuberufenen, werben. Eine gute Gelegenheit sind immer große Veranstaltungen, wie der Neujahrsjahrsempfang des Präsidenten. Dort erreicht man auch viele finanzkräftige und der Universität zugeneigte Alumni. Besonders wollen wir aber auch junge Leute für die "Freundesgesellschaft" interessieren. Daher fördern wir zukünftig verstärkt Projekte von Nachwuchswissenschaftlern oder Studierenden.

Vielen Dank für das Gespräch.
Die Fragen stellte Patricia Pätzold.

 

© TU-Pressestelle 12/2006 | TU intern | Impressum | Leserbriefe