Der Ingenieur als Manager
Die Gesellschaft von Freunden wirbt um junge Mitglieder - Jürgen
Starnick berichtet über neue Ideen für die Zukunft
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"Wir brauchen eine bessere
Kommunikation mit der Wirtschaft. Dafür wünsche ich
mir ein Begegnungszentrum."
Prof. Dr. Jürgen Starnick, Vorstandsvorsitzender der
Gesellschaft von Freunden der TU Berlin
© TU-Pressestelle
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Warum haben Sie sich als Vorstandsvorsitzender der Gesellschaft
von Freunden zur Verfügung gestellt?
Natürlich hängt mein Herz an dieser Universität
und die Freundesgesellschaft erfüllt eine wesentliche Scharnierfunktion
zwischen Wissenschaft und Wirtschaft. Sie ist so etwas wie ein Außenministerium
für die Universität, die mehr denn je auf die politische
Unterstützung aus der Wirtschaft angewiesen ist. Wir müssen
unsere Leistungsfähigkeit bei schrumpfenden Ressourcen erhalten
und sogar ausbauen. Und wir brauchen auch die Anerkennung aus der
Wirtschaft hinsichtlich der Qualität unserer Absolventen.
Berlin bekommt keine Bundeshilfen für seine Entschuldung.
Auch die Universitäten geraten als Sparpotenzial ins Visier.
Was kann man dagegen tun?
In den letzten Jahren haben die Freunde über ihren Vorsitzenden
Hans-Peter Keitel mehrfach das Wort ergriffen. Er hat des Öfteren
dem Regierenden Bürgermeister gegenüber deutlich gemacht,
dass die Technische Universität ein Pfund ist, mit dem Berlin
wuchern kann. Ein solches Engagement der Freunde wird es auch in
Zukunft geben. Faktisch ist, was die Mittel angeht, mindestens eine
Universität in Berlin ja bereits eingespart worden. Jetzt und
in Zukunft können wir uns aber dennoch nur behaupten, wenn
wir verstärkt Drittmittel auch aus der Wirtschaft einwerben,
nicht nur durch Beteiligung an der Exzellenzinitiative, durch BMBF-
oder EU-Mittel. Gemeinsame Projekte mit der Wirtschaft sind für
eine technische Universität sehr wichtig. Das stärkt insbesondere
die Ingenieurwissenschaften.
Wie kann man das Fundraising ausbauen?
Fundraising ist umso erfolgreicher, je konkreter die Projekte sind,
für die man wirbt. Die Freunde haben dieses auch in der Vergangenheit
schon befördert. Um es noch auszubauen, brauchen wir vor allem
eine bessere Kommunikation und auch einen Ort dafür. Mir schweben
die Schaffung eines Begegnungszentrums und eine gezielte Fundraising-Kampagne
dafür vor.
Wie darf man sich das vorstellen?
Sie soll mehr sein als eine Sammelaktion. Vielmehr ist an eine
möglichst dauerhafte Unterstützung gedacht. Dafür
müssen die Kontakte der TU Berlin zur Wirtschaft ausgeweitet
und gepflegt werden. Dabei sind persönliche Kontakte wichtig,
die in einem solchen Begegnungszentrum erfolgreich geknüpft
werden können.
Die Spender sollten das Zentrum auch für ihre Aktivitäten
nutzen können. Ihre Namen könnte man dauerhaft veröffentlichen,
zum Beispiel auf eingemauerten Ziegelsteinen, auf repräsentativen
Tafeln und so weiter. Zum Leben erwecken kann man ein solches Zentrum
allerdings nur, wenn der unmittelbare Zugang zum Campus auch gegeben
ist, das heißt, es muss sich zumindest in der Nähe befinden.
Warum sind laut Satzung Präsident und Kanzlerin nicht mehr
qua Amt Vorstandsmitglieder der "Freunde"?
Damit wollen die Freunde vor allem Unabhängigkeit dokumentieren.
Nach außen sollte die Gesellschaft nicht als "verlängerter
Arm" der Universität und des Präsidenten wirken.
Selbstverständlich sind beide zu jeder Vorstandssitzung herzlich
eingeladen.
Was ist aus dem Projekt der Industrie-Patenschaften für
Studiengänge geworden?
Sehr erfolgversprechend ist zum Beispiel die Verständigung
mit der Bauindustrie über die Ausrichtung des Bauingenieurstudiums.
Die Wirtschaft mahnte hier die stärkere Einbindung von Managementaufgaben
an. Aus dieser Erfahrung ist die Idee zu einem Projekt geboren,
das alle Ingenieurfakultäten erfasst: "Der Ingenieur als
Manager". Vertreter aus Wirtschaft und Wissenschaft sollen
an einem runden Tisch diskutieren, was denn in Zukunft von einem
Universitäts-Ingenieur erwartet wird. Fähigkeiten in Forschung,
Entwicklung und Konstruktion reichen heute im Berufsleben des Ingenieurs
nicht mehr aus. Besonders in mittelständischen Betrieben werden
statt dessen Managementaufgaben wichtiger, wofür wir noch nicht
ausreichend Module anbieten. Die hieraus gewonnenen Erkenntnisse
sollen dann zur Aktualisierung der Studieninhalte führen.
Wie sollen insbesondere die jüngeren TU-Mitglieder gewonnen
werden?
Viele der älteren, vor allem der aktiven Professoren sind
schon Mitglieder. Eine neue Kampagne soll nun die jungen, die Neuberufenen,
werben. Eine gute Gelegenheit sind immer große Veranstaltungen,
wie der Neujahrsjahrsempfang des Präsidenten. Dort erreicht
man auch viele finanzkräftige und der Universität zugeneigte
Alumni. Besonders wollen wir aber auch junge Leute für die
"Freundesgesellschaft" interessieren. Daher fördern
wir zukünftig verstärkt Projekte von Nachwuchswissenschaftlern
oder Studierenden.
Vielen Dank für das Gespräch.
Die Fragen stellte Patricia Pätzold.
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