Leuchtende Vorbilder fehlen
TU Berlin will mehr Frauen in Studium, Forschung und Lehre gewinnen
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Allein unter Männern:
für Frauen in technischen Berufen meist keine ungewöhnliche
Situation
Foto: TU-Pressestelle |
Schaut sie auf die Studierendenzahlen, ist die Frauenbeauftragte
der TU Berlin, Heidi Degethoff de Campos, nicht begeistert. Die
neuen Zahlen zeigen ein abermaliges Sinken des Frauenanteils (s.
auch Artikel "Weniger Studienanfänger
an deutschen Hochschulen"). Der Bericht 2002-2004 liegt
vor, ebenso der Maßnahmenplan der Frauenbeauftragten. Was
will sie nun unternehmen, um den Frauenanteil zu erhöhen?
"Wir haben vieles begonnen, zum Beispiel das sehr erfolgreiche
Programm zur Professurvorbereitung junger Wissenschaftlerinnen ,ProFiL',
wir haben den Techno-Club,
der Schülerinnen für Technik begeistern soll, wir haben
Mädchenprogramme bei den Schülerinnen&Schülertechniktagen",
zählt sie auf. Doch es fehlten die konkreten Vorbilder für
Mädchen. Heidi Degethoff de Campos sieht ein großes Problem
darin, dass die letzten Strukturreformen an der Universität
für Frauen eher unattraktiv gewesen seien. Immer wieder fielen
Studiengänge weg, die besonders Frauen angezogen hätten:
Anfang der Neunzigerjahre Biologie und Geologie, dann Sozialpädagogik
und Anglistik und zuletzt fast alle Lehrämter sowie die Geisteswissenschaften
und die Psychologie, die gern von Frauen studiert würden.
Gleichzeitig habe die Universität jedoch versucht, dem Frauenschwund
unter anderem mit dem "Berliner Programm zur Förderung
der Chancengleichheit von Frauen in Forschung und Lehre", das
sie zu 25 Prozent selbst finanziert, entgegenzuwirken:
Auch der Techno-Club sowie Gastprofessuren, davon eine zu Genderaspekten,
für technische Akustik und für Mathematik werden daraus
finanziert. Diese Programme, die noch bis Ende 2006 laufen, möchte
die Frauenbeauftragte auf jeden Fall verstetigt sehen. Darüber
hinaus habe die TU Berlin schon vor Jahren auf die Ausbildung des
wissenschaftlichen Nachwuchses gesetzt und trotz aller Mittelkürzungen
das C1/C2-Programm für Frauen in der Wissenschaft fortgeführt.
Ein weiterer Lichtblick ist der Beschluss der Universitätsleitung,
den Clara-von-Simson-Preis zunächst aus TU-Mitteln zu finanzieren.
Mit 5000 Euro sollen hier jeweils die besten Diplomarbeiten von
Frauen ausgezeichnet werden. "Ein solcher Preis hat Signalcharakter
für Frauen", ist sich Heidi Degethoff sicher. Sie kämpft
bereits seit mehreren Jahren für diesen Preis, der den Namen
der berühmten TU-Wissenschaftlerin und Politikerin trägt.
In Kürze soll die Jury zusammengestellt werden. Zum Ende des
Sommersemesters soll er erstmalig vergeben werden, wenn alles klappt.
Wichtig sei auch ganz besonders, verstärkt Frauen auf technische
und naturwissenschaftliche Lehrstühle zu berufen. Nicht nur,
weil der Senat die Berufung von Frauen durch die leistungsabhängige
Mittelzuweisung belohnt. Sondern auch, weil eines vollkommen unabdingbar
sei, wolle man mehr Frauen an der Uni sehen: leuchtende Vorbilder!
Hier habe es im letzten Jahr eine erfreuliche Tendenz zur Berufung
von Professorinnen gegeben, von der zumindest schon mal ein Hoffnungsschimmer
ausginge.
Patricia Pätzold
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