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Januar 2006
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Leuchtende Vorbilder fehlen

TU Berlin will mehr Frauen in Studium, Forschung und Lehre gewinnen

Allein unter Männern: für Frauen in technischen Berufen meist keine ungewöhnliche Situation
Foto: TU-Pressestelle

Schaut sie auf die Studierendenzahlen, ist die Frauenbeauftragte der TU Berlin, Heidi Degethoff de Campos, nicht begeistert. Die neuen Zahlen zeigen ein abermaliges Sinken des Frauenanteils (s. auch Artikel "Weniger Studienanfänger an deutschen Hochschulen"). Der Bericht 2002-2004 liegt vor, ebenso der Maßnahmenplan der Frauenbeauftragten. Was will sie nun unternehmen, um den Frauenanteil zu erhöhen?

"Wir haben vieles begonnen, zum Beispiel das sehr erfolgreiche Programm zur Professurvorbereitung junger Wissenschaftlerinnen ,ProFiL', wir haben den Techno-Club, der Schülerinnen für Technik begeistern soll, wir haben Mädchenprogramme bei den Schülerinnen&Schülertechniktagen", zählt sie auf. Doch es fehlten die konkreten Vorbilder für Mädchen. Heidi Degethoff de Campos sieht ein großes Problem darin, dass die letzten Strukturreformen an der Universität für Frauen eher unattraktiv gewesen seien. Immer wieder fielen Studiengänge weg, die besonders Frauen angezogen hätten: Anfang der Neunzigerjahre Biologie und Geologie, dann Sozialpädagogik und Anglistik und zuletzt fast alle Lehrämter sowie die Geisteswissenschaften und die Psychologie, die gern von Frauen studiert würden.

Gleichzeitig habe die Universität jedoch versucht, dem Frauenschwund unter anderem mit dem "Berliner Programm zur Förderung der Chancengleichheit von Frauen in Forschung und Lehre", das sie zu 25 Prozent selbst finanziert, entgegenzuwirken:

Auch der Techno-Club sowie Gastprofessuren, davon eine zu Genderaspekten, für technische Akustik und für Mathematik werden daraus finanziert. Diese Programme, die noch bis Ende 2006 laufen, möchte die Frauenbeauftragte auf jeden Fall verstetigt sehen. Darüber hinaus habe die TU Berlin schon vor Jahren auf die Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses gesetzt und trotz aller Mittelkürzungen das C1/C2-Programm für Frauen in der Wissenschaft fortgeführt.

Ein weiterer Lichtblick ist der Beschluss der Universitätsleitung, den Clara-von-Simson-Preis zunächst aus TU-Mitteln zu finanzieren. Mit 5000 Euro sollen hier jeweils die besten Diplomarbeiten von Frauen ausgezeichnet werden. "Ein solcher Preis hat Signalcharakter für Frauen", ist sich Heidi Degethoff sicher. Sie kämpft bereits seit mehreren Jahren für diesen Preis, der den Namen der berühmten TU-Wissenschaftlerin und Politikerin trägt. In Kürze soll die Jury zusammengestellt werden. Zum Ende des Sommersemesters soll er erstmalig vergeben werden, wenn alles klappt. Wichtig sei auch ganz besonders, verstärkt Frauen auf technische und naturwissenschaftliche Lehrstühle zu berufen. Nicht nur, weil der Senat die Berufung von Frauen durch die leistungsabhängige Mittelzuweisung belohnt. Sondern auch, weil eines vollkommen unabdingbar sei, wolle man mehr Frauen an der Uni sehen: leuchtende Vorbilder! Hier habe es im letzten Jahr eine erfreuliche Tendenz zur Berufung von Professorinnen gegeben, von der zumindest schon mal ein Hoffnungsschimmer ausginge.

Patricia Pätzold

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