Leserbrief
Stark beeindruckt
Die Nachricht vom Tode meines Studienfreundes Bernd Bender erfüllt
mich mit großer Traurigkeit. Professor Fricke erinnert in
seinem Nachruf in der TU
intern Nr. 12 an Bernd Benders engagierte Arbeit für die
Studien- und Strukturreform und an seinen wissenschaftlichen Werdegang
an der TU Berlin.
In einem Punkt scheint mir jedoch eine korrigierende Ergänzung
nötig zu sein: Die verbale Auseinandersetzung im Akademischen
Senat, an die sich Professor Fricke mit "Unverständnis"
erinnert, hatte ein juristisches Nachspiel. Der von Bernd Bender
als "Fossil aus rechtsradikalem Urgestein" attackierte
Professor, ein ehemaliges Mitglied der rechtsextremen Partei der
"Republikaner" und Vorsitzender eines Vereines, der schwarze
Listen mit Namen politisch aktiver Studierender führte, fühlte
sich beleidigt.
Beim Berliner Landgericht stieß die umstrittene Äußerung
jedoch keineswegs auf Unverständnis. Vielmehr wurde die Beleidigungsklage
mit Blick auf die Vita des Klägers zurückgewiesen und
die Äußerung von Bernd Bender, der von Christian Ströbele
verteidigt wurde, als zulässige Meinungsäußerung
gewertet. Wichtig scheint mir diese Episode deshalb, weil darin
Bernds unerschrockenes Eintreten für Meinungsfreiheit und ethische
Grundwerte im Allgemeinen deutlich wird. Diese Haltung hat mich
als Ingenieurstudent an der TU Berlin stark beeindruckt. Bernd Bender
wird darin auch für viele andere Studienkolleginnen und -kollegen
Vorbild bleiben ...
Ich würde mich freuen, wenn nach dem Abstand von Jahren zu
diesen Ereignissen und angesichts des hier Dargelegten auch diejenigen,
die damals mit Unverständnis auf Bernd Benders Verhalten reagierten,
zu einer milderen Betrachtung finden könnten. Professor Beitz,
der unbequeme Denker, an den Manfred Fricke in seinem Nachruf ebenfalls
erinnert, konnte dies schon bald und holte Bernd wie beschrieben
in sein Institut.
Dipl.-Ing. Martin Kiesler,
TU-Alumnus
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