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Mai 2006
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Die Weltmacht der Technik, die alle verstehen

Artur Fürst schrieb über große Entdeckungen seiner Zeit

Er war der bekannteste und meistgelesene Technikschriftsteller der Weimarer Zeit. Sein vierbändiges Hauptwerk "Das Weltreich der Technik", eine populärwissenschaftliche Beschreibung der Technikentwicklung, erschien in kurzer Folge von 1923 bis 1927. Es diente Generationen von Ingenieuren und Technikhistorikern als kluges Nachschlagewerk: Artur Fürst, Absolvent der TH Berlin, von dessen Leben, im Unterschied zu seinem Werk, wir relativ wenig wissen. Er starb mit nur 47 Jahren - vor 80 Jahren - und war jüdischer Herkunft, so dass nach 1933 sein Andenken nicht mehr gepflegt wurde. Über sein Grab wuchs das Gras des Vergessens. Auch das Schicksal seiner Familie, seiner Frau und seines Sohnes Peter, ist unbekannt.

Artur Fürst, geboren am 23. 2. 1880, stammte aus der westpreußischen Provinz. Um 1900 kam er nach Berlin, um an der TH Maschinenbau und Elektrotechnik bei den Professoren Alois Riedler und Adolf Slaby zu studieren. Bald ging er nach Paris und schrieb neben dem Studium für eine deutschsprachige Zeitung. Als Journalist statt als praktizierender Ingenieur kehrte er nach Berlin zurück. Hier arbeitete er als freier Autor für große Berliner Zeitungen. Das "Berliner Tageblatt" aus dem Mosse-Verlag wurde sein "Hausblatt". Seine Spezialität waren die Elektrizität und die Technik der Wellen, die den Alltag eroberten. Fürsts Talent, komplexe Zusammenhänge klar, amüsant und für jedermann verständlich darzustellen, sein sachlicher, feuilletonistischer Stil machte ihn populär. Fürst schrieb die erste Biografie über den AEG-Gründer Emil Rathenau, ein Buch über Werner von Siemens sowie über die Funkstelle Nauen und über die Geschichte der Eisenbahn. Er illustrierte "Das Reich der Kraft" mit Werken des Berliner Malers Hans Baluschek zur "Poesie der Eisenbahn", verband so auch Technik und Kunst.

Sein Lebenswerk jedoch war das vierbändige "Das Weltreich der Technik": 1923 erschien der erste Band "Telegraphie und Telephonie" bei Ullstein: großformatig, reich illustriert und mit erklärenden bunten Schnittbildern versehen, eine drucktechnische Sensation. 1924 folgte "Verkehr auf dem Lande", 1925 "Der Verkehr auf dem Wasser und in der Luft". Den vierten Band "Kraftmaschinen und elektrischer Starkstrom", seit 1927 posthum auf dem Markt, konnte er nicht vollenden. Das Starkstrom-Kapitel schrieb Hans Dominik (TU intern 1/05) für den Freund und Kollegen. So blieb die ursprünglich von Ullstein geplante mehrbändige Enzyklopädie "Das Weltreich der Technik" Fragment, ein großartiges Fragment. Krankheit und Tod nahmen Artur Fürst am 13. Mai 1926 die Feder aus der Hand. Erich Lasswitz schrieb den Nekrolog in den "VDI nachrichten": "Die Techniker haben den besten Verkünder ihrer Taten verloren, die deutsche Literatur bedauert einen ihrer glänzendsten Vertreter auf dem so schwer erschließbaren Gebiet der Technik. Die Technik selbst weint, um einen ihrer treuesten Gläubigen." In den Achtzigerjahren erschien - im Auftrag des VDI - ein Reprint von Kurt Mauel. Wäre es nicht an der Zeit, Leben und Werk von Artur Fürst wiederzuentdecken?

Hans Christian Förster

Weitere Artikel aus dieser Reihe unter:
www.tu-berlin.de/uebertu/erinnerung.htm
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