Mit Lasern die Wettervorhersage verbessern
TU-Wissenschaftler stellen Forschungsergebnisse bei Physiker-Jahrestagung
vor
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Versuchsaufbau mit Farbstoff-Lasersystem.
Es wird unter anderem genutzt, um chemische Prozesse bei der
Photosynthese anzuschauen
Foto: TU Berlin/Wolkenstein |
Auch Physiker der TU Berlin präsentieren ihre Arbeiten
Anfang März diesen Jahres bei der Jahrestagung der Deutschen
Physikalischen Gesellschaft. Schwerpunkt bei vielen Forschungsprojekten
sind die weit reichenden Möglichkeiten des Lasers.
Wissenschaftler um Prof. Dr.-Ing. Hans-Joachim Eichler vom Optischen
Institut werden über die Entwicklung neuer Festkörperlaser
für die Umweltphysik berichten. Diese sollen künftig auf
Satelliten eingesetzt werden, um erdumspannend die Verteilung von
Wasserdampf in der Atmosphäre zu messen. Nur etwa zehn Prozent
des Wasserdampfes sind in den Wolken lokalisiert. Genaue Kenntnis
darüber, wie die restlichen 90 Prozent verteilt sind, soll
ein besseres Verständnis der Atmosphäre ermöglichen
und könnte auch die Zuverlässigkeit von Wettervorhersagen
steigern. Genaue Messungen ermöglicht die LIDAR-Technik (Light
Detection and Ranging), die die Zusammensetzung der Atmosphäre
anhand der Intensität reflektierter Laserstrahlen ermittelt.
Allerdings benötigt man dazu Laserlicht der richtigen Frequenz,
mit ausreichender Intensität. Die TU-Wissenschaftler haben
drei verschiedene Lasertypen - Titan-Saphir-Laser, Mixed-Garnet-Laser
und Ramanlaser - weiterentwickelt, um diese Bedingungen möglichst
gut zu erfüllen.
Mit Lasern ganz anderer Art beschäftigt sich die Arbeitsgruppe
von Prof. Dr. Dieter Bimberg vom Institut
für Festkörperphysik. Hier geht es darum, Laser-,
aber auch "normales" Licht in Halbleiterschichten zu erzeugen,
die nur wenige Atomlagen dick sind und von deren Material und Dicke
die Frequenz des Lichts abhängt. Solche Laserdioden und LEDs
(Light emitting diodes) dürften künftig, nicht zuletzt
aufgrund hoher Lebensdauer und geringen Energieverbrauchs, große
Teile der Beleuchtungsindustrie und die Fernsehtechnik revolutionieren.
Die Herausforderung besteht darin, Halbleiterschichten so herzustellen,
dass Laserdioden und LEDs für möglichst alle drei Grundfarben
des Lichts (Rot, Grün und Blau) mit hoher Effizienz und Lebensdauer
gebaut werden können. Wissenschaftler aus aller Welt setzen
dabei auf Galliumnitrid. Durch Beimischung unterschiedlicher Mengen
von Indium soll es gelingen, dieses Material im ganzen sichtbaren
Spektrum zum Leuchten zu bringen. Noch ungelöst ist die Frage
eines Substratmaterials, auf dem die Galliumnitridschichten möglichst
gut wachsen. TU-Wissenschaftler werden über ihre Arbeiten mit
strukturierten Siliziumoberflächen berichten. Anders als heute
verwendete Substrate sind diese elektrisch leitend und würden
eine Weiterverwendung der bereits perfekt beherrschten Siliziumtechnologie
ermöglichen.
Auch in der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Thomas Möller vom
Institut
für Atomare Physik und Fachdidaktik spielt ein Laser eine
wichtige Rolle, der "Freie-Elektronen-Laser" (FEL) bei
DESY in Hamburg. Eine Pilotanlage, die kürzlich in Betrieb
genommen wurde, liefert extrem kurze und intensive Lichtblitze im
Bereich weicher Röntgenstrahlung. Die Dauer der Lichtblitze
entspricht etwa der Zeit, in der chemische Reaktionen ablaufen und
Atome sich bewegen, und eignet sich deshalb zur direkten Untersuchung
chemischer Bindungen. Aufgrund der hohen Intensität und der
Wellenlänge könnten Röntgen-FEL auch erstmals unmittelbare
Strukturuntersuchungen an einzelnen, isolierten Biomolekülen,
etwa Proteinen, ermöglichen. Fachleute erhoffen sich davon
neue Erkenntnisse über die Funktion solcher Verbindungen. Um
aus den experimentellen Daten die Struktur der Moleküle bestimmen
zu können, muss jedoch grundsätzlich geklärt werden,
welche Wechselwirkungen zwischen Materie und dem extrem intensiven
Röntgenlicht ablaufen. Die Arbeiten von Möllers Team zeigen,
dass sich das Verhalten von Clustern - speziellen großen,
anorganischen Molekülen - im FEL-Licht im Bereich weicher Röntgenstrahlung
deutlich von dem bei weniger intensiver Bestrahlung unterscheidet.
Diese Experimente sind ein wichtiger Schritt auf dem Weg zum Verständnis
der Prozesse, die bei der Strukturuntersuchung von biologisch relevanten
Molekülen mit intensiven Röntgenpulsen ablaufen.
Ursula Resch-Esser
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Mit Bundeskanzler und Nobelpreisträgern: Programm der
DPG-Jahrestagung
Einer der Höhepunkte der 69. Jahrestagung der Deutschen
Physikalischen Gesellschaft, die unter der Schirmherrschaft
der Präsidenten von HU und TU Berlin vom 4. bis 9. März
2005 in der Hauptstadt stattfindet, ist der Festakt am Sonntag,
dem 6. März im Audimax der TU Berlin. Bundeskanzler Gerhard
Schröder wird die Festansprache halten, der Historiker
und Friedenspreisträger des Deutschen Buchhandels Fritz
Stern hält den Festvortrag. Vier Nobelpreisträger
werden bei der Tagung anwesend sein: Klaus von Klitzing (Physik,
im Jahr 1985), Jack Steinberger (Physik, 1998), Ahmed H. Zewail
(Chemie, 1999) und Herbert Kroemer (Physik, 2000). Alle vier
halten auch Reden bei den Plenar- und Sonntagsvorträgen,
die für die Öffentlichkeit frei sind. Klaus von
Klitzing hält zudem zwei der neun Abendvorträge
- einen über Einsteins Nobelpreis und einen über
Quantenmechanik -, die speziell für das allgemeine Publikum
angeboten werden und in der HU, der TU und der Urania stattfinden.
Für Abend-, Plenar- und Sonntagsvorträge ist der
Eintritt frei. Wer zu einer der 672 Fachsitzungen, einem der
21 fachübergreifenden Symposien oder den diversen Ausstellungen
und Instituts-Besichtigungen möchte, muss sich zur Tagung
anmelden. Die Gebühren liegen zwischen 50,- und 240,-
Euro. Studierende aus Berlin und Potsdam haben freien Eintritt.
cho
www.dpg-einstein.de/
www.dpg-tagungen.de/prog/
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