1. Einleitung
Die
Hochschulrektorenkonferenz hat 1995 Empfehlungen Zur Öffentlichkeitsarbeit der
Hochschulen" herausgegeben, in der sie auf die gewachsene Notwendigkeit von externer und interner
Öffentlichkeitsarbeit hinweist.
1 Die Notwendigkeit für externe Kommunikation ergibt sich aus dem legitimen Interesse
der gesellschaftlichen Umwelt der sachgerechten Erfüllung der Aufgaben und Funktionen der
Hochschulen", die in einem vielfältigen Beziehungsgeflecht mit anderen Sektoren der Gesellschaft" stehen (S. 2).
Zugleich geht es darum, um öffentliche Unterstützung zu werben. Weiterhin werden die Diversifizierung
des Hochschulsystems sowie die notwendige Profilierung für einen leistungssteigernden Wettbewerb" (S.
3) als Argumente für eine verstärkte Öffentlichkeitsarbeit angeführt. Die interne Kommunikation dient
der Definition und der Vermittlung des Selbstverständnisses und der strategischen Ziele einer Hochschule."
(S. 3) Sie führt idealerweise zu einem Zusammengehörigkeitsgefühl (corporate identity), das wiederum
Einfluss auf die Außendarstellung der Institution hat.
Der folgende Bericht ist aus einem studentischen Forschungsprojekt unter Leitung von Dr. Matthias
Kohring, Bereich Medienwissenschaft, Lehrstuhl für Grundlagen der medialen Kommunikation und der
Medienwirkung, hervorgegangen, das sich vom Juli 1999 bis zum August 2000, also über drei Semester,
mit einem kleinen Ausschnitt aus der Öffentlichkeitsarbeit von Hochschulen beschäftigte: dem
Hochschuljournal. Ein Hochschuljournal wird von der Pressestelle der Hochschule kostenlos herausgegeben und richtet
sich in der Regel zugleich an Wissenschaftler, Verwaltungsangestellte und Studierende. Zudem wird es noch
an Personen außerhalb der Hochschule verschickt. Es erscheint je nach Hochschule einmal bis hin zu
mehrmals pro Semester.
Die Idee zu diesem studentischen Projekt entstand in Kooperation mit dem Leiter der
Öffentlichkeitsarbeit der Friedrich-Schiller-Universität Jena, Dr. Wolfgang Hirsch. Anfangs nur als eine Evaluation des
Jenaer Uni-Journals gedacht, weitete sich das Projekt innerhalb kurzer Zeit zu einem Vergleich
von Hochschuljournalen in 24 deutschen, drei Schweizer und einer österreichischen Hochschule aus. Zur
Finanzierung sämtlicher Kosten standen pro Hochschule 700,- (in Worten: siebenhundert) DM zur
Verfügung, die von den beteiligten Institutionen gezahlt wurden. Ohne das außerordentliche Engagement
der ungefähr 25 beteiligten Studenten und Studentinnen über einen Zeitraum von drei Semestern wäre
dieses Projekt nicht ansatzweise durchzuführen gewesen.
Das Design der Untersuchung erfasste die klassischen drei Positionen jeder Kommunikation,
also Kommunikator, Mitteilung und Rezipient. Es wurde ein Leitfadengespräch mit dem Leiter/der Leiterin
der Pressestelle bzw. der Chefredakteurin/dem Chefredakteur der Hochschulzeitung durchgeführt. Im
Mittelpunkt dieses Gesprächs standen die Themenbereiche Produktion, Organisation, Ökonomie, Strategie
und Funktion sowie Öffentlichkeitsarbeit und Hochschule, Themenfindung, Zielgruppen- und Rezipientenwirkung. Als Grundlage für dieses Gespräch diente eine schriftliche Befragung der Journalverantwortlichen zu
diesen Themen, die am Anfang des Projekts stand.
Überdies wurde eine Inhaltsanalyse der Hochschulzeitungen durchgeführt, um einen Überblick über
die dominanten Themen und Akteure der Berichterstattung zu erhalten.
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Der Hauptbestandteil der Untersuchung bestand in der Befragung der Leser
und Nichtleser, um eine genaue Analyse des Nutzungsverhaltens der Journal-Leser vorzunehmen. Die Befragung der
Studierenden zu TU Berlin intern", dem Journal der TU Berlin, das seit 1988 einmal pro Semester erscheint, wurde
in der Hauptmensa der TU Berlin am 25. November 1999 durchgeführt. Zudem erfolgte über die
Hauspost eine schriftliche Befragung von Professoren, Wissenschaftlern und Verwaltungsangestellten.
Im folgenden werden vor allem die zentralen Ergebnisse aus der Leser- und Nichtleserbefragung
dokumentiert und erläutert. Die Inhaltsanalyse wird zur Erklärung wichtiger Abschnitte herangezogen.
Die Ergebnisse sind vor dem Hintergrund zu betrachten, dass aufgrund der geringen
Finanzierung aufwändigere Befragungsverfahren nicht möglich waren. Der Eingangsbereich der Mensen wurde
als Befragungsort gewählt, weil wir uns erhofften, dort einen einigermaßen repräsentativen Querschnitt
der Studierenden anzutreffen. Nichtsdestotrotz ist die Güte der so erfolgten Stichprobenziehung
zumindest prinzipiell als problematisch zu betrachten. Zudem lässt sich vermuten, dass die Dunkelziffer" der
Nichtleser vor allem bei der schriftlichen Befragung höher ist als mittels der Fragebögen festgestellt.
Zugleich ist aber darauf hinzuweisen, dass es sich bei dieser Pilotstudie um die erste Untersuchung
von Journalen handelt, die hochschulübergreifend durchgeführt wurde. Recherchen zufolge wurde bislang
keine wissenschaftliche Studie zu diesem Thema publiziert, die wenigen empirischen Magisterarbeiten
zum Thema Hochschulöffentlichkeitsarbeit, sofern sie ermittelt werden konnten, beschränken sich auf
einen Standort. Dieser Mangel an Evaluation steht in einem augenfälligen Kontrast zu der angeblichen
Relevanz der Hochschulöffentlichkeitsarbeit. Dazu passt, dass zahlreiche um finanzielle Unterstützung
angeschriebene Stiftungen keine Fördermöglichkeit (oder -notwendigkeit?) sahen.
Sobald alle Abschlussberichte vorliegen, soll ein ,großer` Bericht erstellt und möglichst publiziert
werden, der es erlaubt, sich selbst im Verhältnis zu anderen Hochschulen einzuordnen. Für diese
vergleichende Darstellung, die erklärtermaßen kein Ranking zum Ziel hat, wurden auch die Interviews mit den
Projektverantwortlichen durchgeführt. Die Erkenntnisse aus diesen Leitfadengesprächen und aus der vorher
durchgeführten schriftlichen Befragung der Journal-Verantwortlichen sollen helfen, die erhobenen Daten aus
der Leserbefragung in Verhältnis zu den Bedingungen der Möglichkeit" zu setzen, überhaupt eine
optimale" Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben.
Wenn die Ergebnisse dieser ersten Pilotstudie dazu dienen, das Problembewusstsein der finanziell
Verantwortlichen (denn an guten Ideen und Einsatzbereitschaft mangelt es in den untersuchten Standorten
nicht) zu schärfen, wäre ein wichtiges Ziel erreicht. Kurzfristig ist allerdings erst einmal zu hoffen, dass die
Ergebnisse auch für die praktische Arbeit der Produktverantwortlichen" von Nutzen sein mögen.
1 Zur Öffentlichkeitsarbeit der Hochschulen. Empfehlung des 176. Plenums der
Hochschulrektorenkonferenz. Bonn, 3. Juli 1995. (= Dokumente zur Hochschulreform 102/1995)
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