Rechenschaftsbericht 1999/2000 TU Berlin

Rechenschaftsbericht 1999/2000


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4. 3 Das Doppeljubiläum: 200 Jahre Bauakademie/100 Jahre Promotionsrecht

Von der Bauakademie zur Technischen Universität Berlin Ausstellung Die 1799 errichtete Berliner Bauakademie war die älteste unmittelbare Vorläufereinrichtung der heutigen Technischen Universität Berlin. Durch Vereinigung der Bauakademie mit der 1821 gegründeten Gewerbeakademie entstand 1879 die Königliche Technische Hochschule zu Berlin. Das Jubiläum des hundertsten Gründungstages der Bauakademie, das die vereinte Technische Hochschule 1899 feierte, nahm Kaiser Wilhelm II. zum Anlass, den Technischen Hochschulen Preußens das Promotionsrecht zu verleihen - der entscheidende Schritt für die gesellschaftliche Anerkennung technischer Bildung und die Anerkennung der Gleichrangigkeit der Technischen Hochschulen gegenüber den traditionellen Universitäten. Das waren die beiden Jubiläumsdaten, 1799 und 1899, die die Universität 1999 zu feiern und zu bedenken hatte.

Die Universität hat dieses Doppeljubiläum zum Anlass einer Selbstpräsentation in Reflexion ihrer Gegenwart wie ihrer Vergangenheit genommen.

Ehrenpromotionen Im Mittelpunk der Feierlichkeiten stand die Ehrung zweier ehemaliger Hochschullehrer der Universität, in deren Wirken sich die fachliche Spannweite der frühen Bauakakademie spiegelt: des Architekten Oswald Maria Ungers und des Bauingenieurs Prof. Stefan Polonyi (siehe auch unter 4.1)

Homo faber oder Homo politicus Die zentrale Ansprache im Rahmen des Festaktes hielt der Vorstandsvorsitzende der HOCHTIEF AG Dr.-Ing., Dr-Ing. e.h. Hans-Peter Keitel unter dem Titel "Doktor-Ingenieur - Homo faber oder homo politicus". Er gab einen Überblick zur historischen Entwicklung und zur Situation der Bauindustrie und leitete hieraus Thesen zur Ausbildung junger Bauingenieure ab: "1. Wir müssen unseren jungen Bauingenieuren mehr beibringen als exzellente Technik. 2. Die gebührenfreie Massenuniversität ist unsozial. 3. Wir brauchen politische Ingenieure. 4. Wir brauchen technische Ingenieure" - das waren die vier Thesen, die er vor dem Hintergrund der Erfahrungen der Bauindustrie entwickelte, konkretisierte und relativierte.

Blick ins Zentrum der Ausstellung Blick ins Zentrum der Ausstellung
Ausstellung Mit einer Ausstellung unter dem Titel "1799 - 1999. Von der Bauakademie zur Technischen Universität Berlin. Geschichte und Zukunft" vom 3. Dezember 1999 bis zum 20. Februar 2000 im und um den zentralen Lichthof der Universität wandte sich die Universität an die größere Öffentlichkeit der Stadt wie ihrer Freunde allerortens. Die Ausstellung griff historisch weit zurück. Sie beschwor die preußische Tradition "nützlicher Wissenschaften" wie sie mit der Programmatik Leibniz' für die Errichtung einer Sozietät der Wissenschaften begründet wurde, erinnerte an die Gründung der Bergakademie und an all jene Bildungseinrichtungen, mit denen der preußische Staat sich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts bemühte, Infrastrukturpolitik für die notwendige Modernisierung von Staat und Gesellschaft zu betreiben und die in der einen oder anderen Weise später ganz oder teilweise in der Technischen Hochschule aufgegangen sind. Sie schilderte exemplarisch den Beitrag der Hochschule zur Entwicklung der Technischen Wissenschaften und ihre Rolle bei der Entwicklung der Industrie und der Stadt. Zur Gegenwart und Zukunft präsentierte sie aktuelle Projekte in Forschung und Lehre aus den Schwerpunktbereichen der Universität.

linkes Bild: Greiffenfigur vom Neuen Museum August Stülers
rechtes Bild: Originaltür der Bauakademie
Greiffenfigur; Originaltür der Bauakademie
Publikationen Zur Ausstellung erschien im Verlag Ernst & Sohn, Berlin, ein 600seitiger Katalogband mit Aufsätzen zur Geschichte der Universität und aktuellen Schwerpunkten ihrer Arbeit in Forschung und Lehre: "1799 - 1999. Von der Bauakademie zur Technischen Universität Berlin. Geschichte und Zukunft" (hrgg. im Auftrag des Präsidenten von Karl Schwarz). Zum Festakt erschien im Verlag für Bauwesen, Berlin ein Buch über die Bauten der Universität: "Die Technische Universität Berlin und ihre Bauten. Ein Rundgang durch zwei Jahrhunderte Architektur- und Hochschulgeschichte". Die Publikation ist das Ergebnis eines Lehr- und Forschungsprojektes von Prof. Dr. Robert Suckale, Dr. Christoph Brachmann und einer Studiengruppe am TU-Fachgebiet Kunstwissenschaft.

Berlin: Stadt des Wissens Die Ausstellung verstand sich auch als ein Beitrag der Universität zur Diskussion um die politische Projektion von Berlin als "Stadt des Wissens". Eine solches Projekt setzt voraus, dass die Wissenschaft und ihre Institutionen im Bewusstsein der Stadt präsent sind, dass die Öffentlichkeit Anteil nimmt an den Erfolgen der Wissenschaft und ihren Problemen. Nur eine solche Anteilnahme garantiert der Wissenschaft und insbesondere den Hochschulen das nötige Gewicht bei den Entscheidung über politische Prioritätensetzungen im Lande. Für solche Anteilnahme haben die Institutionen der Wissenschaft der Öffentlichkeit Gesprächsangebote zu machen. Mit dieser Ausstellung wie mit den Aktivitäten zum Doppeljubiläum insgesamt, hat diese Universität sich bemüht, dieser Bringeschuld zu genügen.

Informationen über die Jubiläumsfeierlichkeiten sind im Internet unter: http://archiv.pressestelle.tu-berlin.de/www-info/1999/www27.htm archiviert.

Ansichten der Ausstellung Ansichten der Ausstellung

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