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TUI_07_09_2016

Seite 8TU intern · Nr. 7–9/2016 Forschung Zwei Tage lang dauerte das Kick-off- Meeting des Projekts „Stadtklima im Wandel“ vom Bundesministerium für Bil- dung und Forschung Anfang Juni 2016. Kein Wunder, handelt es sich doch um ein besonders umfangreiches Vorhaben aus vier Verbundprojekten mit rund 30 Teilprojekten, Partnern aus deutschen Universitäten und Forschungseinrich- tungen, dem Deutschen Wetterdienst sowie kleinen und mittelständischen Un- ternehmen – und einem Fördervolumen von 13 Millionen Euro für die nächsten drei Jahre. Sie alle mussten vorgestellt und diskutiert werden. Gesamtkoordinator und Koordinator für eines der vier Verbundprojekte, selbst wiederum bestehend aus 14Teil- projekten, ist TU-Professor Dr. Dieter Scherer, Leiter des Fachgebietes Kli- matologie am Institut für Ökologie. „Bereits heute verursachen Starknie- derschläge und Stürme, Hitze- und Kältewellen, Trockenperioden und Dürren sowie Episoden mit erhöhter Luftbelastung gravierende wirtschaft- liche Schäden und Gesundheitsbelas- tungen bis hin zuTodesfällen“, erklärt Dieter Scherer die Ausgangslage des Forschungsprogrammes. „In Großstädten und Stadtregionen konzentriert sich die Bevölkerung, die urbanen Strukturen verändern die at- mosphärischen Prozesse. So entsteht ein besonders hoher Handlungsbe- darf. Die regionalen Folgen des glo- balen Klimawandels werden diese Probleme in den nächsten Jahrzehn- ten weiter verstärken und zusätzliche Anstrengungen erforderlich machen“, so Dieter Scherer. Damit Großstädte und Stadtregionen den Herausforde- rungen von heutigen und zukünfti- gen Klimabedingungen und Luftbe- lastungen begegnen können, will das Forschungsprogramm „Stadtklima im Wandel [UC]²“ („Urban Climate un- der Change“) in den kommenden drei Jahren ein wissenschaftlich fundiertes, praxistaugliches Instrumentarium ent- wickeln. Für Großstädte wie Stuttgart, Ham- burg oder Berlin sollen sogenannte ge- bäudeauflösende Stadtklimamodelle entwickelt werden. „Für die Planung von Maßnahmen zur Erhaltung und Verbesserung des Stadtklimas, zum Klimaschutz, zur Anpassung an den Klimawandel und zur Luftreinhaltung sind sogenannte mikroskalige und lo- kalskalige Prozesse äußerst wichtig.Sie spielen sich in und um Gebäude und Straßenschluchten sowie in Stadtquar- tieren ab. „Bisher verfügbare Stadtkli- mamodelle sind zu grobmaschig oder decken nur kleinere Stadtgebiete ab. Sie können nicht an großräumige nu- merische Modelle gekoppelt werden, wie sie in der Wettervorhersage oder für regionale Klimaprojektionen zum Einsatz kommen“, so Scherer. Um die Leistungsfähigkeit eines ge- bäudeauflösenden Stadtklimamodells zu testen und zu beurteilen, werden umfassende Daten zu Wetter, Klima und Luftqualität in Großstädten be- nötigt. Solche Daten, insbesondere für mehrjährige oder gar jahrzehntelange atmosphärische Langzeitbeobach- tungen in Städten, sind bis heute nur begrenzt verfügbar. Die verfügbaren Daten sollen daher aufbereitet, feh- lende Daten über Langzeitmessungen und Intensivmesskampagnen neu er- hoben und verbesserte Konzepte und Analysewerkzeuge entwickelt werden. Natürlich muss ein neues Stadtklima- modell vor allem praxistauglich sein. Es muss belastbare Aussagen für viele konkrete Anwendungen ermöglichen sowie möglichst geringe Anforderun- gen an die Rechnerinfrastruktur und Fachkenntnisse der potenziellen Nut- zerinnen und Nutzer stellen. Ausge- wählteAnwendungsbeispiele und Nut- zerkreise werden dementsprechend direkt in die Modellentwicklung und Messdatenerhebung integriert. Patricia Pätzold Bezahlbare Elektromobilität? Forscher analysieren Herstellung von Lithium-Ionen-Batteriezellen, um Produktionsprozesse künftig effizienter zu machen Elektrofahrzeuge sollen eine nach- haltige Mobilität ermöglichen. Damit auf den Straßen immer mehr dieser Fahrzeuge auf immer längeren Stre- cken unterwegs sein können, müssen Batteriesysteme und dieAnlagentech- nik für die kosteneffiziente Massen- herstellung weiterentwickelt werden. Gegenwärtig entfällt fast die Hälfte der Herstellungskosten eines Elekt- rofahrzeuges auf Batterie und Batte- riezelle. „Für eine wettbewerbsfähige Elektromobilität müssen wir effizien- tere Herstellverfahren mit innovativer Anlagentechnik realisieren“, erklärt Prof. Dr.-Ing. Günther Seliger vom Fachgebiet Montagetechnik und Fab- rikbetrieb am Institut für Werkzeug- maschinen und Fabrikbetrieb der TU Berlin. Professor Seliger und seinTeam befassten sich im Rahmen des vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie geför- derten Verbundforschungsvor- habens „Produktionstechnik für die Herstellung von Lithi- um-Zellen“ (ProTrak) unter anderem mit der Herstellung des Zellverbunds einer Batte- riezelle. Der Aufbau und die Herstellung des Zellverbunds sind abhängig von der äußeren Gestalt der Batteriezelle. Für die Verwendung in E-Fahrzeu- gen eignet sich insbesondere die Flachzelle. Der unterschiedliche Aufbau des Zellverbunds beeinflusst die Pro- duktivität des Herstellungsprozesses. Die Herstellung von gestapelten oder gefalteten Zellverbünden ist inef- fizienter, da eine Vielzahl von sich wiederholenden „Pick-and-Place- Bewegungen“ von Industriero- botern erforderlich ist. Genau hier möchten die Forscher die Produktivität signifikant stei- gern. Sie verzichten deshalb gänzlich auf sequenzielle Ver- fahrensabläufe und setzen auf eine kontinuierliche Handha- bung und Faltung. Umlaufen- de Greifsysteme ermöglichen beispielsweise die entscheiden- de sogenannte „Z-Faltung“. Dieser Erfolg versprechende Ansatz einer kontinuierlichen Verfahrensweise wird derzeit in einem Versuchsaufbau am Produktionstechnischen Zent- rum Berlin erprobt und weiterentwi- ckelt. Susanne Cholodnicki Separatormaterial mit kontinuierlich in Z-Form gefalteter Struktur © © TU Berlin/FG Montagetechnik und Fabrikbetrieb Auf ins All sc  Elfter Picosatellit der TU Ber- lin gestartet: Am 22. Juni um 5.56 Uhr MESZ ist der Picosatellit BEESAT-4 erfolg- reich vom indischen Weltraumbahnhof Satish Dhawan Space Centre auf der Insel Sriharikota (Foto) gestartet. Eine Träger- rakete brachte den an der Fakultät V Ver- kehrs- und Maschinensysteme der TU Ber- lin unter Leitung von Prof. Dr.-Ing. Klaus Brieß entwickelten und gebauten Satelliten innerhalb von 17 Minuten in einen sonnen- synchronen Orbit in 516 Kilometer Höhe. Es ist bereits der elfte Satellit, den das Team in den Orbit bringt. BEESAT-4 ist in einem speziellen Container in den Satelliten BIROS vom Deutschen Luft- und Raumfahrtzent- rum integriert. Sein Auswurf ist im August geplant. Projektleiter Dipl.-Ing. Sascha Weiß erklärt, was dann passieren wird: „So- bald BEESAT-4 im Orbit kreist, wird er uns seine Telemetrie-Daten wie beispielsweise Ein- und Aus-Zustände, Ströme, Spannun- gen, Temperaturen und Drehraten senden. Unser primäres Missionsziel ist aber die prä- zise Positions- und Orbitbestimmung mit Hilfe des GPS-Empfängers Phoenix. Denn die möglichst konkrete Kenntnis der Posi- tion eines Satelliten mit einer Genauigkeit von bis zu zehn Metern ist Voraussetzung für Formationsflüge mehrerer Satelliten“, so Weiß. www.tu-berlin.de/?134506 Blauer Kompass für KiezKlima tui  Unter dem Motto „Blauer Kom- pass  – Anpassungspioniere gesucht“ zeichnete das Umweltbundesamt am 21. Juni 2016 vier lokale Anpassungsmaß- nahmen aus, mit denen klimawandelbe- dingte Risiken gemindert und Chancen des Klimawandels genutzt werden. Geehrt wurde auch das Projekt KiezKlima, das seit Oktober 2014 im Brunnenviertel aktiv ist. KiezKlima, an dem das TU-Fachgebiet Kli- matologie beteiligt ist (siehe Artikel links), will mit den Bereichen Klimaanpassung und Quartiersmanagement die bereits etablierten Strukturen und Netzwerke für die Planung und Umsetzung von Maß- nahmen der Klimaanpassung nutzbar machen. Gefördert wird KiezKlima durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung. Beteiligt sind außerdem die L. I. S. T. GmbH sowie die Senatsverwal- tung für Stadtentwicklung und Umwelt, die degewo sowie weitere Partner. www.kiezklima.de GesundlebeninderStadt–JuniorforschungsgruppeentwickeltPlanungsinstrumente pp  „Grün“ und „Blau“, Parks und Wasser, haben in der Stadt vielfältige Entlastungsfunktionen und fördern gesundes urbanes Leben. Zur anderer- seits notwendigen baulichen Verdich- tung muss nachhaltige Stadtplanung den Ausgleich schaffen. Bisher sei al- lerdings das kleinteilige Wohnumfeld- grün zu selten im Fokus von Planern, Architekten undWohnungswirtschaft, so Dr. Ina Säumel vom Institut für Ökologie der TU Berlin. Sie leitet die neue interdisziplinäre Forschungs- gruppe „Healthy Living“, die von der Fritz und Hildegard Berg-Stiftung im Programm „Stadt der Zukunft: Gesun- de, nachhaltige Metropolen“ für drei Jahre bewilligt wurde. Die Gruppe hat sich gegen zahlreiche Konkurrenten durchgesetzt. Das interdisziplinäreTeam besteht der- zeit aus Dr. Ina Säumel (Nachwuchs- gruppe am Institut für Ökologie), Dr.-Ing. Sylvia Butenschön (Denk- malpflege), Prof. Dr. Kristin Wellner (Planungs- und Bauökonomie/Immo- bilienwirtschaft), Dr. Marcus Menzl (HafenCity Hamburg GmbH) und dem Mentor Prof. Dr. Peter-Dietrich Hansen (Emeritus am Institut für Ökologie). Das Projekt soll ökologische, ökono- mische und soziokulturelle Sichtweisen und Diskurse verknüpfen sowie histo- rische und aktuelle Planungsstrategien für Wohnumfeldgrün als Gesundheits- ressource untersuchen. Zunächst wer- den gesundheitsrelevante Ökosystem- dienstleistungen desWohnumfeldgrüns und deren Beiträge zu städtischen umwelthygienischen Problemstellun- gen sowie zur Biodiversität ermittelt beziehungsweise in ihrem Bestand dokumentiert. Ein Wissenschaftlicher Beirat sorgt für die hochkarätige Ver- netzung. So ist das Umweltbundesamt ebenso beteiligt wie die Berliner Um- weltverwaltung und die Charité sowie das Gesundheitsökonomische Zentrum Berlin, geleitet von Prof. Dr. Reinhard Busse, TU-Fachgebiet Management im Gesundheitswesen. Zugleich gibt es einen engen Verbund mit dem TU- Studiengang Real Estate Management. „Das gewährleistet eine thematisch breite, über die beteiligten Disziplinen reichende wissenschaftliche Betreuung der drei Doktorandinnen und Dokto- randen, die in dem Projekt arbeiten sollen, und sichert den Transfer von wissenschaftlichen Erkenntnissen in die Praxis“, so Dr. Ina Säumel. www.rural-futures.tu-berlin.de/menue/ healthyliving_projekt Hitze, Stürme, Trockenheit Das Programm „Stadtklima imWandel“ entwickelt Instrumentarien zur Bewältigung von wirtschaftlichen und gesundheitlichen Folgen des Klimawandels – Fördervolumen 13 Millionen Euro © © TU Berlin © © TU Berlin/PR/Ulrich Dahl

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