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Unser digitalisiertes Leben
2015/2016
Foto: Jacek Ruta
AUF EINEN BLOSSEN WINK HIN
VERÄNDERT SICH DAS LICHT
Im Smart Home »IOLITE« sind nicht nur Geräte schlau,
sondern auch Möbel und Textilien
Text Michael Metzger
D
as Smart Home von Sahin Albayrak
ist nicht nur schlau, es ist sogar
besonders schlau. Natürlich knipst
ein smarter Schalter von selbst das Licht an,
wenn jemand den Raum betritt. Natürlich
startet die Stereoanlage je nach Benutzer
ein vordefiniertes Profil. Und natürlich
schaltet sich wetterabhängig die Heizung
von allein ein. Solcherlei Gimmicks bieten
auch andere Smart-Home-Systeme – und
sie sind längst auf dem Markt erhältlich.
Das Smart Home „IOLITE“, das Prof. Dr.-Ing.
Sahin Albayrak im DAI-Labor der TU Ber
lin entwickelt und im 15. Stockwerk des
TU-Hochhauses als Showroom eingerich
tet hat, kann aber noch mehr. „Unsere
Assistenzsysteme beschränken sich nicht
auf technische Geräte“, erklärt der Experte
für vernetztes Wohnen. „Wir beziehen auch
Möbel und Textilien mit ein.“ Tische und Re
gale beispielsweise ruhen auf ausziehbaren
Stelzen, ihre Höhe passen sie automatisch
demjenigen an, der sie benutzen will. Und
steht Albayrak vor den Schlafzimmervorhän
gen und macht eine winkende Bewegung,
dann verändern die eingebauten LEDs auto
matisch die Lichtstimmung.
Freude am System
Die Intelligenz verdanken all die Geräte und
Objekte speziellen Sensoren, die Albayrak
und sein Team ihnen verpasst haben und
mit deren Hilfe sie auf Licht, Bewegung,
Feuchtigkeit oder Temperatur reagieren
können. Gehirn des Smart Home ist ein
kleiner kastenförmiger Computer; hier
laufen alle Daten zusammen. „Von anderen
Smart-Living-Konzepten unterscheiden wir
uns auch darin, dass wir herstellerunabhän
gig sind und unser Smart Home modular
erweitern können“, erklärt der Leiter des
DAI-Labors. Vorhandene Gegenstände
nahezu aller Marken können nach und nach
mit Sensoren ausgestattet und so mit der
Zeit zu einer Art bewohnbarer, intelligenter
Maschine zusammengeschlossen werden.
Die Einstellungen zu „IOLITE“ nehmen die
Bewohner in einer App vor, auf deren Be
nutzerfreundlichkeit die Wissenschaftler des
DAI-Labors besonders geachtet haben. „Die
Technikkompetenz ist sehr unterschiedlich“,
so Sahin Albayrak. Eine intuitive Benutzer
oberfläche stellt sicher, dass Erwachsene
ebenso Freude am System haben wie
verspielte Kids und technikunerfahrene Se
nioren. Mit einfachen Wischgesten können
Favoriten auf den Startscreen gezogen und
weniger genutzte Funktionen ausgeblendet
werden. Außerdem lassen sich Regeln
erstellen, also eine bestimmte Abfolge an
Handlungen festlegen, zum Beispiel, dass
beim Betreten eines Raumes in der Nacht
gedämmtes Licht eingeschaltet wird.
Das Start-up IOLITE hat sich 2015 aus dem
Forschungsprojekt zum Thema Smart Living
des DAI-Labors der TU Berlin ausgegründet.
www.iolite.de